Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Happy Huren

  • Lesedauer: 2 Min.

Zu bereuen gibt's gar nichts. Es war ein schönes Leben, eine Superzeit. Die DDR war für mich blanke Sahne. Es ging lustig zu, und alle waren zufrieden. Geld verdient und dabei Spaß gehabt.« Diese Zitate stammen nicht etwa von greisen Politbüro-Mitgliedern, nein, es sind Zeugnisse von DDR-Huren. Uta Falck, Sexualwissenschaftlerin, hat eine Geschichte der Prostitution in der DDR verfaßt. Ihr Buch »VEB Bordell« (205 S., 38 DM) erschien in der Reihe des Ch. Links Verlag »Forschungen zur DDR-Gesellschaft«, in der vornehmlich Enthüllungsstories aus der Gauck-Behörde veröffentlicht werden. Uta Falcks Studie fällt aus denvRahmen: sachlidvakribisch, bar i jeglichen -politischen Eiferns, verständnisvoll und einfühlsam für ihre »Heldinnen«. Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, warum Prostitution in der DDR von allen Beteiligten überwiegend positiv gewertet wurde, kommt Uta Falck zu den Erkenntnissen: Im Gegensatz zu heute bzw der Alt-BRD mußten Frauen in der DDR nicht für Kost und Logis anschaffen gehen, sondern finanzierten sich Luxus. Ein Ausstieg aus der Prostitution war unproblematisch. Die Freier »schätzten vor allem die liebevollere Behandlung durch die Ost-Frauen«. Die Angehörigen der Huren profitierten von deren »Reichtum« in harter Währung. Auch für den Staat war Prostitution eine indirekte Devisen-Quelle und für das MfS eine zur Informationsbeschaffung. Interessant das Fazit der Autorin, am Beispiel der DDR lasse »sich nachvollziehen, daß die Institution Prostitution durchaus positiver gestaltbar ist«. Heute verdienten viele Prostituierte zu wenig und befänden sich »in äußerst ungünstiger rechtlicher Situation«. Originell der Buchschluß: »Möge dieses kleine Portait der DDR-Prostitution dazu beitragen, an die positiven Ausgestaltungsmöglichkeiten dieses uralten Gewerbes zu appellieren.« - Von der DDR lernen, heißt lieben lernen. K. V.

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.