Im Tagebau Meuro gehen die Lichter aus
Noch einen Monat wird Braunkohle abgebaut, dann endet 130-jährige Tradition
Von Ronald Ufer, ADN
Die letzte Braunkohle ist gestern freigelegt worden. Nach 34 Jahren wurde die Abraumförderbrücke des Tagebaus Meuro (Oberspreewald-Lausitz) angehalten. Einen Monat noch wird abgebaut, dann stehen die Bagger im letzten Tagebau des Senftenberger Reviers still, erlöschen 130 Jahre Bergbautradition.
Bei den Kumpels ist die Stimmung gedrückt. 350 von ihnen finden zwar vorerst weiter Arbeit in der Sanierung des Geländes, aber für deutlich weniger Geld. Sie werden das 3800 Hektar große Areal, auf dem 330 Millionen Tonnen Kohle gefördert und 1,2 Milliarden Kubikmeter Erde bewegt wurden, umgestalten. Ihre Tätigkeit endet nach wenigen Jahren, die Jüngeren gehen in eine düstere Zukunft. E-Lok- und Baggerfahrer schulen wie Großgeräte-Maschinisten um.
Die Grube in Meuro schluckte seit 1960
zehn Orte und Ortsteile, 7000 Menschen siedelten um. Verschwunden ist eines der nördlichsten deutschen Weinbaugebiete um den Ort Sauno. Welche Rolle Bergbau und Kohleveredlung für die Region spielten, ist auf den ersten Blick kaum noch sichtbar. Die Schornsteine der alten Kraftwerke und Brikettfabriken wurden gekappt, die meisten Anlagen abgerissen. Die sechs von Meuro versorgten Brikettfäbriken stehen schon lange still. Die meiste Kohle ging zuletzt in die Kraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe. Seit 1983 sind vielfach Spuren des Bergbaus getilgt worden. Aber in den Erinnerungen der Bewohner, in Sprache und Ortsbezeichnungen lebt er weiter.
In Zukunft soll der Ilse-See mit einer Fläche von 940 Hektar das Gelände bedecken. Am Großräschener Ufer wurden bereits Flächen für einen Yachthafen vorbereitet Großräschen träumt von sich als See-Stadt. Schon pflanzte man Bäume und Sträucher in die neue Landschaft. In Senken stehen bei Regen Tümpel, die Tiere
anziehen, Kraniche wurden gesichtet. Noch verschwinden die Teiche bei Trockenheit, das Grundwasser wird erst nach dem Ende der Förderung und Sanierung steigen. Das Anlegen der Ufer und das Schließen der tiefen Einschnitte, in denen Kohlezüge fuhren und Großbagger transportiert wurden, soll noch bis 2005 dauern.
Das Ende der Braunkohle hat Senftenberg vom Industriekern zum Problemfall werden lassen. In Sichtweite, teils auf dem Meuro-Gelände, gibt es aber auch Zukunftszeichen. Auf dem Lausitz-Ring starten im nächsten Jahr die ersten Rennen. Bei Klettwitz entsteht ein großer Windpark. In Brieske wurde ein Braunkohle-Heizkraftwerk errichtet. Die Bauausstellung »Fürst-Pückler-Land« verwirklicht ab 2000 mehrere Projekte auf dem Areal. Es wird Jahre dauern, bis sie nur die in Meuro weggefallenen Jobs ersetzen. Denn so viele wie im Bergbau dürfte es nie wieder geben.
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