Ganz im Vertrauen

Markus Drescher über Plagiatsvorwürfe gegen Annette Schavan

  • Lesedauer: 2 Min.

Annette Schavan gilt als Vertraute von Angela Merkel (beide CDU). Und sie hat auch im Augenblick, da der Plagiatsvorwurf im Raum steht, das »vollste Vertrauen« der Kanzlerin. Viel helfen wird ihr das nicht, wenn die Universität in Düsseldorf zu dem Schluss kommt, dass die Bundesbildungsministerin in ihrer Doktorarbeit abgeschrieben hat und ihr der Titel aberkannt wird. Dann wird ihr Merkel ganz im Vertrauen den schnellstmöglichen und prozentpunkteschonendsten Rückzug nahelegen. Eine Bildungsministerin mit Plagiat, aber ohne Doktortitel mitten im Bundestagswahlkampf, das kann sich Merkel gegen SPD-Herausforderer Peer Steinbrück nicht leisten. Da könnte sie gleich Karl-Theodor zu Guttenberg als Redner für die Wahlkampftour engagieren.

Dessen Vorteil: Als Nicht-Abgeordneter kann er verdienen, was er will, ohne dass sich jemand groß dafür interessiert. Ganz im Gegensatz zu den Bundestagsspitzenverdienern von Union und FDP, die hoffentlich nicht mehr aus der Transparenzgrube rauskommen, die sie glaubten Steinbrück gegraben zu haben. Auch wenn es im Augenblick nicht gut für sie aussieht, das politische Aus Schavans ist noch nicht besiegelt. Nichts in dem Fall ist bisher offiziell, es gibt nur an Zeitungen durchgesteckte Informationen. Möglich, dass die Universität ihr den Titel lassen muss. Dann kommt es vielleicht darauf an, auf wen Merkel zwecks medialer Ablenkung ihr Vertrauen setzt: eine angeschlagene Ministerin mit Doktor oder Abgeordnete ohne Willen zur Transparenz.

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