Wachstumskritik literarisch

Umweltengagierte Schriftsteller trafen sich unweit von Rheinsberg

  • Marko Ferst und Erhard Scherner
  • Lesedauer: 2 Min.
Unter dem Motto »Haben und Brauchen. Wie leben ohne Wachstumswahn?« trafen sich kürzlich umweltengagierte Schriftsteller und Schriftstellerinnen zu ihrer 21. Jahrestagung in Zechlinerhütte bei Rheinsberg. Sie führten damit die »Brodowiner Gespräche« fort.

Wie kann die Gesellschaft ökonomische Wachstumsziele hinter sich lassen? Die diesjährige Tagung konzentrierte sich auf das damit verbundene Konfliktfeld und ökologische Lebensstile. Dem widmeten sich Vorträge von Alexis Passa-dakis von Attac und eine Podiumsdiskussion, ebenso der Film »Kaufen für die Müllhalde«. Kontrovers diskutiert wurde, ob Nullwachstum ausreiche. Holger Rogall von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin sah die Notwendigkeit, bis spätestens 2050 eine Produktionsweise zu schaffen, die keine CO2-Emissionen mehr verursacht. Zudem kritisierte er in der von Harald Asel vom RBB-»Inforadio« moderierten Diskussionsrunde, dass ein Großteil der wirtschaftswissenschaftlichen Modelle die Tragekapazität der Ökosphäre ausspart. Ulrich Grober meinte, wie bei biologischen Prozessen könne der Produktausstoß nicht unbegrenzt gesteigert werden. Am Vortag las er bereits aus seinem mit dem Umwelt-Literaturpreis ausgezeichneten Buch »Die Entdeckung der Nachhaltigkeit«. Der dritte Diskutant, Robert Frank, berichtete, wie er Kindern versucht, die Natur näher zu bringen. Spätestens wenn sie eine Fledermaus in der Hand hielten, sei die Begeisterung unübersehbar, für einen Moment Handy & Co. vergessen.

Ein Höhepunkt der Tagung war die mehrstündige Wanderung durch das Naturschutzgebiet »Teufelsbruch«, begleitet von Annette Meckel, Leiterin der Oberförsterei Ruppin. Ein Niedermoor mit seiner speziellen Flora wurde umrundet. Im historischen Gutshaus Köpernitz, wo einst schon Fontane vorbeigeschaut hatte, las der Biologe und Schriftsteller Bernhard Kegel aus seinem Kriminalroman »Ein tiefer Fall«, der im Milieu eines biologischen Forschungsinstituts angesiedelt ist, von Kathrin von Kieseritzky mit dem Saxophon vorzüglich ergänzt.

Die Literaturwissenschaftlerin Sabine Jambon stellte besonders lesenswerte Umweltliteratur vor. Der Thriller »Ausgebrannt« von Andreas Eschbach beschreibt, wie es zu Unruhen kommt, als in Saudi-Arabien das letzte Öl versiegt. Den deutschen Science-Fiction-Preis erhielt Dirk C. Fleck für seinen Roman »Das Tahitiprojekt«, einem Südsee-Ökotopia, das fantasievoll der »alten Welt« trotzt. Alexandra Klobouk spielt in ihrem Bildband »Polymeer« mit feinem Humor. Das Buch kann Kindern das Thema Plastikmüll in den Meeren und andere Umweltgefahren gut näher bringen. Überdies empfahl Jambon die beiden Jugendbücher »Schatten des Dschungels« und »Ruf der Tiefe«.

Die nächste Tagung der Umweltschriftsteller ist in Netzen bei Lehnin vom 26. bis 29. September 2013 geplant. Der Kreis ist für weitere umweltengagierte Autoren offen.

Infos: www.foenwelt.de

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