Timo Boll ist Europas König an der Platte

Tischtennis: Der Rekordchampion aus Düsseldorf feiert seinen sechsten EM-Einzeltitel

  • Peter Hübner, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Auch im dänischen Herning gab es für Timo Boll ein Happy End. Der Düsseldorfer Tischtennisstar stand zum sechsten Mal im EM-Finale und wurde zum sechsten Mal Einzel-Europameister. Der Titel war eine kleine Entschädigung für das frühe Olympia-Aus in London. Zudem holte der DTTB drei Bronzemedaillen.

Europas Tischtenniskönig Timo Boll hat seine märchenhafte Erfolgsstory in Dänemark fortgeschrieben. Mit seinem souveränen 4:1-Endspielsieg gegen den Kroaten Tan Ruiwu erhöhte der Ausnahmekönner seine beeindruckende EM-Sammlung auf sechs Einzeltitel und insgesamt 16 Goldmedaillen. »Die Europameisterschaft ist das Haus- und Hofturnier von Timo«, lobte der vorzeitig gescheiterte Olympiadritte Dimitrij Owtscharow seinen Kumpel, der sich bei dem Turnier in Herning für das Aus im Achtelfinale bei den Olympischen Spiele rehabilitierte.

»Es hat hier alles gepasst. Ich habe mich nicht kaputt trainiert und wollte meine Energie nicht verbraten«, sagte Europas Rekordchampion Boll zu seiner tadellosen Leistung. Bei seinen sechs Siegen an drei Tagen, darunter ein 4:1 im Halbfinale gegen seinen Olympiabezwinger Adrian Crisan (Rumänien), geriet der WM-Dritte kaum in Bedrängnis. Das weitgehend einseitige Finale gegen den gebürtigen Chinesen war mit 11:2, 11:6, 11:7, 11:13, 9:11 eine königliche Machtdemonstration.

»Ich fühle schon Genugtuung, denn die Olympiarevanche ist geglückt«, erklärte Boll. »Irgendwie ist es aber bitter, dass ich diese Leistung nicht bei Olympia in London abrufen konnte. Auch wenn die EM ein wichtiges Turnier ist, hätte ich gerne getauscht.«

An der Seite von Boll stand der deutsche Meister Bastian Steger (Saarbrücken) als Dritter auf dem Siegerpodest. Die Freude über die ersehnte erste EM-Einzelmedaille wurde durch den Ärger über die umstrittene 1:4-Niederlage im Halbfinale gegen Ruiwu Tan getrübt. »Mein Gegner hat die Aufschläge mit dem Körper verdeckt. Dadurch konnte ich den Spin nur schwer erkennen«, sagte der Olympiadritte mit dem Team.

Neben Gold und Bronze im Männer-Einzel holten das Frauen-Doppel Kristin Silbereisen/Jiaduo Wu (Kroppach) sowie Owtscharow an der Seite von Wladimir Samsonow (Belarus) im Doppel jeweils Bronze für den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB). »Wir sind nicht unzufrieden. Vier Medaillen sind aber keine maximale Ausbeute. Die EM war dennoch ein ordentlicher Abschluss einer grandiosen Saison«, bilanzierte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig.

Im Frauen-Einzel, das Viktoria Pawlowitsch (Belarus) zum zweiten Mal nach 2010 gewann, nutzten die DTTB-Vertreterinnen nach einem tollen Auftakt ihre Chancen nicht. Kristin Silbereisen schaffte es als Beste ins Viertelfinale. Sie scheiterte im Viertelfinale an Jia Liu (Österreich) mit 1:4.

Im Kreuzfeuer der Kritik stand Patrick Baum. Der Düsseldorfer wurde nach seinem Sieg gegen den Rumänen Adrian Crisan disqualifiziert. Der Belag seines Ersatzschlägers war um 0,05 Millimeter zu dick. Der EM-Zweite von 2010 und 2011 hatte das Spielgerät nicht kontrolliert. »Das war mein Fehler«, sagte Baum. »Das war unprofessionell«, schimpfte der frühere Doppel-Weltmeister Steffen Fetzner.

Auch der Shootingstar Owt-scharow blieb mit dem Einzel-Aus im Viertelfinale, wo er am Kroaten Ruiwu Tan knapp mit 3:4 gescheitert war, hinter den eigenen Erwartungen zurück. Der ehrgeizige Profi hatte offensichtlich zu hoch gepokert und im Gegensatz zu Boll auch für das Doppel gemeldet.

»Wir hatten das unseren Männern nach der anstrengenden Olympiasaison freigestellt«, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf. Ob der Doppelstart die Ursache für Owtscharows Niederlage gegen Ruiwu Tan war, will der Trainerstab noch analysieren. »Es war für mich trotzdem ein Superjahr«, meinte der zweifache Olympiadritte, der sich mit Bronze im Doppel ein wenig entschädigte.

Ein Wermutstropfen: Die Erstrundenpleite des dänischen Mitfavoriten Michael Maze dämpfte die EM-Stimmung bei den Gastgebern erheblich. Viele Zuschauer blieben zu Hause.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das beste Mittel gegen Fake-News und Rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal