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Zum Verlustgeschäft gezwungen

Europas Volleyballverband macht die Champions League zum finanziellen Risiko für die Klubs

  • Jonathan Sachse
  • Lesedauer: 3 Min.
Sportlich ein Höhepunkt, wirtschaftlich ein Wagnis: Erstmalig starten drei deutsche Volleyballteams in der Champions League der Männer.

Die Saison beginnt für die Berliner Volleyballer in einer ungewohnten Höhenlage. Zwei Ligasiege gegen die Hauptkonkurrenten aus Friedrichshafen und Haching, jeweils vor großer Kulisse. Bei der Saisoneröffnung vor einer Woche in der Max-Schmeling-Halle jubelten 6 500 Fans. Den Auswärtssieg in der Münchner Olympiahalle sahen knapp 4 000 Zuschauer. Am Donnerstag wartet der nächste sportliche Höhepunkt auf die BR Volleys: Nach sieben Jahren kehren die Berliner in die Champions League zurück und empfangen am Donnerstag Tschechiens Meister Jihostroj Ceske Budejovice.

Schon heute beginnt der internationale Vergleich: Zum ersten Mal seit Einführung des Wettbewerbs ist Deutschland mit drei Klubs vertreten. Berlin, Friedrichshafen (heute in Innsbruck) und Unterhaching (heute in Ljubljana) werden sich mit den europäischen Topteams messen. Doch der sportliche Glanz hat einen Haken: »Champions League zu spielen ist wichtig und gut für das Image. Aber es bedeutet einen finanziellen Aufwand für den Verein«, meint Josef Köck, Manager von Generali Haching. Er weiß, wovon er spricht: Sein Verein war in den vergangenen zwei Jahren in der Königsklasse vertreten. Es ist ein finanzielles Risikogeschäft, das die Vereine für die Teilnahme in Kauf nehmen müssen.

Der europäische Volleyballverband CEV listet in den »finanziellen Regularien« alle erforderlichen Ausgaben genau auf. So mussten die drei deutschen Klubs bereits wenige Tage nach Ende der Ligasaison Ende April die ersten 25 000 Euro für die Teilnahme an der Gruppenphase auf das CEV-Konto überweisen. Zu diesem Zeitpunkt kann eigentlich noch von keiner seriösen finanziellen Kalkulation für die neue Saison gesprochen werden. Für das Erreichen der K.o.-Runden verlangt der CEV weitere Gebühren.

Doch nicht nur die Antrittsgelder belasten die Klubs. Der gastgebende Heimverein muss Gebühren für das CEV-Personal inklusive der Schiedsrichter, Lizenzen und die medizinische Versicherung der Spieler sowie Reiskosten zahlen. »120 000 bis 130 000 Euro«, sagte Kaweh Niroomand, Manager der BR Volleys, kosten den Verein die Auftritte in diesem Wettbewerb. Zwar verteilt der Verband Preisgelder an die Vereine, doch unterm Strich müssen alle Klubs, selbst die erfolgreichen, mehr einzahlen, als sie vom CEV bekommen.

Der Verband rechtfertigt sich: Die in den »finanziellen Regularien« definierten Preisgelder »sind ein Mindestbetrag. Sie orientieren sich an den Einnahmen der CEV in der Champions League«, sagt Thorsten Endres, ehemaliger Geschäftsführer der Deutschen Volleyball Liga und jetzt CEV-Direktor. Auf Nachfrage von »nd« antwortet Hachings Manager Köck: »Wir haben die letzten zwei Jahre nur die Beträge aus den Regularien bekommen.« Dagegen drohen den Klubs aufgrund der harten Auflagen des Verbands weitere Zahlungen, Ein Beispiel: Im Schnitt müssen 1000 Zuschauer in der Gruppenphase ein Heimspiel besuchen. Gelingt dies nicht, zahlt der Verein 3000 Euro Strafe.

Auch für die TV-Übertragungen sind die Klubs verantwortlich. Für jedes Heimspiel müssen sie ein Satellitensignal zur Verfügung stellen, das die Bilder in alle europäischen Länder übertragen kann. Da aber in Deutschland kein Sender für die Übertragungsrechte zahlt, tragen die Vereine die Produktionskosten selbst. Allein für die drei Heimspiele der Vorrunde bedeutet das einen Gesamtaufwand von rund 30 000 Euro.

»Wenn es so negativ wäre, dort zu spielen, dann frage ich mich, warum wir diese Saison so viele Bewerber hatten wie noch nie«, begründet Endres die Attraktivität des Wettbewerbs. Die Antwort liefert Friedrichshafens Manager Stefan Mau: Durch die Teilnahme an der Champions League »bekommen wir Spieler, die sonst nicht bei uns spielen würden.« So bleibt den Vereinen kaum eine Wahl. Wollen sie sportlich den Anschluss halten, müssen sie zahlen.

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