»Weltmarke«
Die Autobiografie von Lothar Matthäus
So gefällt es einem Lothar Matthäus: Der ehemalige Weltfußballer und selbst ernannte Weltmann ist in seiner Heimat wieder ein gefragter Mann. Dafür brauchte der 51-Jährige, dessen Höhepunkte im vergangenen Jahrtausend liegen, 224 Seiten. Auf der Buchmesse in Frankfurt am Main hatte Matthäus jüngst seine Autobiografie »Ganz oder gar nicht« veröffentlicht, nun tourt er damit durch Deutschland.
Die wie kurz nach Spielende in den Block eines Sportreporters diktierten Sätze sind von schlichter Schönheit und Präzision. Stets spricht hier einer, der es vom kleinen Bub aus Franken ganz nach oben zur »Weltmarke Matthäus« gebracht hat. Spötter mögen anmerken, das gerade die Vorsilbe »Welt« für eine gewisse Provinzialität spricht. Doch diese Spötter verweist Matthäus schnell auf ihre Plätze: Schließlich kommen die meist aus dem Land des Neids, nämlich Deutschland. Statt hier seine wahre Größe zu erkennen, bleibt meist nur Häme. Großen Anteil daran haben die Vertreter der Journaille, die in diesem Land schreiben können was sie wollen. Ein Problem für ihn, wie Matthäus offen bekennt. Mit fürchterlichen Konsequenzen: Kein Bundesligist hat es bis jetzt gewagt, ihn als Trainer zu verpflichten.
Übersetzungen sind noch nicht geplant. Nötig hat sie Matthäus nicht, denn im Ausland wird er mit der hierzulande vermissten Anerkennung überhäuft: »Wer in Italien ›grande‹ sagt, meint ›Grande Lothar‹.« Seine generöse Seite offenbart Matthäus, wenn er von ganz privaten Dingen spricht: Um vor ihm zu bestehen müsse man nicht perfekt im Umgang mit dem Essbesteck sein. In diesem Fall reicht es völlig aus, eine junge, schöne Frau zu sein.
Lothar Matthäus mit Martin Häusler: Ganz oder gar nicht. Bastei Lübbe. 224 S., 19,99€.
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