Schattenbanken ans Licht

Institute außerhalb des Bankensektors gefährden die Währungssicherheit

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
In dieser Woche hat das Europäische Parlament mehr Transparenz und strenge Regeln für sogenannte Schattenbanken gefordert. Die EU-Kommission ist nun gefordert, einen Gesetzentwurf vorzulegen.

Neben dem traditionellen Bankensystem existiert ein zweites, verdecktes Geldreich, das der geheimnisvollen »Schattenbanken«. In einigen Ländern wie den Niederlanden und den USA dominieren sie das Finanzgeschäft. Dabei waren Schattenbanken entscheidend am Ausbruch der Finanzkrise 2007 beteiligt. Dennoch können sie nahezu unbehelligt hochriskanten Geschäften nachgehen.

Schattenbanken betreiben bankähnliche Geschäfte, unterliegen aber nicht der staatlichen Regulierung für Kreditinstitute. Sie sind spezialisierte Akteure wie Hedgefonds, Vermögensverwaltungs- oder Zweckgesellschaften, an die Banken bestimmte Aktivitäten auslagern. Zugleich sind Banken häufig aber auch die Eigentümer der Schatteninstitute. Letztere fristen »weitgehend außerhalb des regulatorischen Rahmenwerkes ihr Dasein«, kritisiert Mechthild Schrooten von der Hochschule Bremen.

Hinzu kommt die fehlende Transparenz des Schattenbankensystems. Hier lassen sich Geschäfte machen, die für normale Banken verpönt sind. Ausufern konnte das Schattenbankensystem aber erst durch die Deregulierung des Bankensektors in den 1970ern. Erst danach war es möglich, dubiose Geldgeschäfte in ein Schattenreich zu verschieben.

Verflochtenes System

Selbst eher harmlose Bäumchen-wechsle-dich-Spiele der Schattenfinanziers lassen das Gefahrenpotenzial ahnen: Ein bekanntes deutsches Dienstleistungsunternehmen, nennen wir es »Multi«, gehört teilweise einem Fonds mit Sitz in Luxemburg, dessen Eigentümer sind englische Private-Equity-Investoren, die ihren Anteil in einen weiteren Fonds in einer britischen Steueroase verschoben haben. Das spart zudem Eigenkapital und Regulierungskosten, die an einem ordentlichen Finanzstandort anfielen. Der andere Anteil an »Multi« gehört einer weiteren luxemburgischen Gesellschaft. An dieser ist ein Fonds beteiligt, der ebenfalls auf einer britischen Kanalinsel beheimatet ist, um Steuern zu sparen und der letztlich Eigentum einer deutschen Großbank ist.

Weltweit vagabundieren heute etwa 60 Billionen US-Dollar durch das Schattenbankenreich - rund ein Drittel aller Geldanlagen, ermittelte das Financial Stability Board, eine internationale Organisation, die das globale Finanzsystem überwacht. Doch sind solche Zahlen mit Vorsicht zu genießen.

Das Problem der Schattenbanken wurde von der Politik durchaus erkannt. Im November 2010 beauftragten die G20-Regierungen in Seoul das Financial Stability Board, Regeln für das Schattenbankensystem zu entwickeln; und die Europäische Union legte im März ein »Grünbuch« vor. Das Parlament in Brüssel fordert nun seit dieser Woche ein Gesetz, das zumindest ein wenig Transparenz brächte. Doch fehlt es am politischen Willen, Schattenbanken zu verbieten. Zu stark scheinen die Interessen der Bankakteure, die vom Schattenreich profitieren. Der Finanzexperte der Linksfraktion im Bundestag, Axel Troost, fordert denn auch »gleiche Regeln für gleiches Geschäft«.

Gefahr steigt wieder

Dabei nimmt die Gefahr, die vom Schattenreich ausgeht, derzeit wieder zu. Paradoxerweise durch den Versuch, Banken stärker zu regulieren. Das Regelwerk »Basel III« wird sie zwingen, mehr teures Eigenkapital einzusetzen. Dadurch wächst der wirtschaftliche Anreiz, Geschäfte ins Schattenreich auszulagern. Davon ist auch die Deutsche Bank überzeugt: »Finanzaktivitäten könnten weiter aus den Bilanzen der Banken in ein weniger reguliertes Schattenbankensystem übergehen«, schreibt sie in einem Bericht.

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