CSU-Medienaffäre: Bayern-SPD droht mit Untersuchungsausschuss

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Berlin (nd). Nach dem Bekanntwerden weiterer Versuch, sich in die Berichterstattung von Zeitungen und Fernsehsendern einzumischen, spitzt sich die Kritik an der CSU zu. Den Rücktritt von CSU-Sprecher Hans Michael Strepp hält die SPD offenbar nicht für ausreichend. Die bayerische Landespartei drohte nun mit einem parlamentarischem Nachspiel. „Wenn es in den ZDF-Gremien keine Aufklärung gibt, wird die SPD-Fraktion die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses im bayerischen Landtag prüfen", zitiert die "Bild am Sonntag" Landeschef Florian Pronold.

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass Strepp versucht hatte, beim ZDF Einfluss auf die Berichterstattung zur Wahl von Christian Ude zum SPD-Spitzenkandidaten für die bayerische Landtagswahl zu nehmen. Inzwischen wurde bekannt, dass die Sprecherin von Bayerns CSU-Finanzministers Markus Söder, Ulrike Strauß, im März 2011 beim Bayerischen Rundfunk wegen eines Beitrags über ihren Chef interveniert hatte. Die Sprecherin hat offenbar auch bei Spiegel online versucht, die Berichterstattung zu beeinflussen. Die Süddeutsche Zeitung berichtet zudem von einem weiteren Fall, in dem sich Strauß bei einer Redaktion über einen Söder-Artikel massiv beschwerte.

Süder hat inzwischen erklärt,weder etwas von der Aktion seiner Sprecherin gewusst noch diese beauftragt zu haben. Doch selbst der Koalitionspartner FDP spricht inzwischen von „Allmachtsansprüchen" der Christsozialen und forderte einen Kurswechsel. Der Parlamentsgeschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Anruf von Strauß beim BR „offenbart, dass der Fall Strepp kein Einzelfall ist". Ähnlich äußerte sich Grünen-Chefin Claudia Roth in einer Sonntagszeitung.

Der Fraktionsvize der LINKEN im Bundestag, Ulrich Maurer, erklärte, „offenkundig wird in der CSU der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Staatsfunk betrachtet, der gefälligst nach dem Gutdünken der selbst ernannten Staatspartei zu senden hat". Maurer bezeichnete die Christsozialen als „eine veritable Bedrohung für die Presse- und Meinungsfreiheit". Es stelle sich für ihn „die Frage, ob diese Partei noch auf dem Boden des Grundgesetzes steht".

Insbesondere aus der CSU war in der Vergangenheit immer wieder der Vorwurf erhoben worden, die Linkspartei müsse wegen vermeintlicher Verfassungswidrigkeit beobachtet werden. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, der wegen der Medienaffäre nun neben Söder im Zentrum der Kritik steht, hatte vor einigen Monaten sogar ein Verbot der Linkspartei ins Spiel gebracht.

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