Das Geschäft mit dem Gruseln
Halloween brachte 2012 allein den Unternehmen der HDE-Fachgruppe Karneval 30 Millionen Euro
Frechen/Bonn (dpa/nd). Das Gruseln gibt es in Frechen auf 400 Quadratmetern zu kaufen. In der Halloween-Ecke des Karnevalsgeschäfts - einer Filiale des Kölner Kostümriesen Deiters - reihen sich Mönchskutten an Frankensteinmasken, Spinnenhüte, Totenkopfhaarreifen und Styroporgrabsteine. Seit 20 Jahren führt Deiters extra für Halloween Grusel-Artikel im Sortiment. Richtig rund läuft der Verkauf aber erst seit ein paar Jahren.
Deutschland ist im Halloween-Fieber. Mehr als 30 Millionen Euro Umsatz machten im vergangenen Jahr allein die Unternehmen der Fachgruppe Karneval im Einzelhandelsverband HDE mit dem Gruselfest. Zehn Jahre zuvor waren es noch zwölf Millionen Euro. Von Zuwachsraten um die 40 Prozent wie 2008 sind die Firmen zwar inzwischen weit entfernt. Doch Fachgruppen-Chef Dieter Tschorn sieht immer noch Potenzial im Geschäft mit dem Gruseln.
1994 hatte die Fachgruppe Karneval damit begonnen, Halloween in Deutschland zu etablieren - mit dem Ziel, neben der Karnevalszeit eine zweite Saison für Kostüm- und Spielwarenläden zu schaffen. Die Rechnung ist aufgegangen - und das Geschäft mit dem Gruseln haben mit der Zeit auch andere für sich entdeckt. Große Süßwarenhersteller etwa haben ihr Sortiment um schauriges Naschwerk erweitert. Bei Haribo in Bonn werden schon im Sommer winzige Masken, Hexen und Kürbisse für Halloween produziert. Nach Ostern und Weihnachten ist im Oktober dort die drittstärkste Süßigkeiten-Saison, zu der das Unternehmen mehrere Extra-Produkte vertreibt. »Es ist für uns auf jeden Fall ein Geschäft«, sagt Sprecher Marco Alfter.
Der Anbau von Zierkürbissen hat ebenfalls stark zugenommen, wie Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW, berichtet. »Es gibt viel mehr Kürbisse zur Deko.« Mittlerweile werden hierzulande etwa 10 000 Hektar Speise- und Zierkürbisse angebaut. Und nicht jeder sieht die Entwicklung positiv. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Trend Research finden es 36 Prozent der Deutschen nicht gut, dass Halloween hierzulande immer mehr gefeiert wird. 30 Prozent ist das Gruselfest egal. Und der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie erklärt: So akzeptiert wie Weihnachten oder Ostern sei Halloween lange nicht.
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