Zug um Zug

Markus Drescher über die Abkopplung des Ostens vom ICE-Netz

  • Lesedauer: 2 Min.

Die ICE-Züge - so sie denn fahren und nicht die Klimaanlage ausgefallen oder eine Weiche zugefroren ist - sind das Schnellste, was die Deutsche Bahn zu bieten hat. Und das Bequemste - falls man einen Sitzplatz ergattern konnte und nicht stehen muss. Der Name Intercity-Express suggeriert eine schnelle Verbindung zwischen Städten; wo die Prestigezüge der Bahn halten, darf man sich ein wenig wichtig, gar privilegiert und mit dem Rest der Welt vernetzt fühlen. Schließlich stoppt so ein ICE nicht überall.

Eine Stadt ist Magdeburg nachweislich. Daran kann es also nicht liegen, dass der ICE dort bald nicht mehr hält. Offenbar hält die Bahn die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt für unwichtig genug, dass sie sie nun vom Rest der Welt ein Stück entrückt. Ein Schicksal, das schon mehreren ostdeutschen Städten wie etwa Chemnitz von der Bahn auferlegt wurde.

Zug um Zug stiehlt sich der Staat mit seinem Unternehmen Deutsche Bahn dort aus seiner infrastrukturellen Verantwortung. Während auf der anderen Seite die individuelle Mobilität als Voraussetzung zur kapitalistischen Verwertung immer weiter durchgesetzt wird. Quasi: Wollt ihr Arbeit und was zu beißen, dann müsst ihr reisen. Aber wie ihr das bewerkstelligt, geht uns nichts an. Städten und ganzen Regionen wird so der Standortfaktor Verkehrsanbindung entzogen. Mehr als 20 Jahre nach der Vereinigung entwickelt sich die Zukunft des Ostens in ungeahnter Richtung: In den nicht blühenden Landschaften hält jetzt nicht mal mehr der ICE.

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