Dem Teersand-Öl fehlen die Pipelines

In Kanada bekommt die Industrie Probleme beim Absatz ihres besonders klimaschädlichen Produkts

  • Hanno Böck
  • Lesedauer: 2 Min.
Im kanadischen British Columbia tobt ein Streit um eine Ölpipeline. Ohne sie kann die Teersand-Industrie ihr Öl nicht mehr in den gewünschten Mengen liefern.

Für die Ölpipeline »Northern Gateway« des kanadischen Konzerns Enbridge sieht es zur Zeit schlecht aus. In Medienberichten wird sie bereits für tot erklärt.

Damit könnte die kanadische Ölindustrie bald ernsthafte Absatzprobleme bekommen. Sie setzt vor allem auf den Abbau von Teersand in der Provinz Alberta. Bei Teersand handelt es sich um eine besondere Form von Schwerstöl, welches in einem extrem energieaufwendigen und umweltschädlichen Verfahren zu Rohöl umgewandelt wird. Der Abbau findet in riesigen Tagebauen statt, die Klimabilanz ist verheerend - bei Abbau und Aufbereitung entstehen etwa fünfmal so viel Treibhausgase wie bei konventionellem Öl. Die Produktion ist nur wegen des hohen Ölpreises rentabel.

2011 sorgten Massenproteste von Umweltschützern in den USA dafür, dass der Bau der Pipeline »Keystone XL« an die Südküste der USA von Präsident Barack Obama vorerst auf Eis gelegt wurde. Um steigende Mengen auf dem Weltmarkt abzusetzen, vor allem in die aufstrebende Ökonomien Asiens, bräuchte es die »Northern-Gateway«-Pipeline, die die Teersand-Abbaugebiete mit dem Hafen Kitimat an der kanadischen Westküste verbinden soll. Doch in der Küstenprovinz British Columbia hat Enbridge einen schweren Stand. Vor allem Vertreter indigener Gemeinschaften protestieren gegen die Pipeline, einige haben bereits angekündigt, sich den Bauarbeiten mit Blockaden in den Weg zu stellen.

Die liberale Premierministerin der Provinz, Christy Clark, hat zwar keine grundsätzlichen Einwände gegen den Pipelinebau, würde aber gerne einen größeren Anteil der Gewinne für British Columbia verbuchen. Im kommenden Jahr finden hier Wahlen statt und viele rechnen damit, dass die liberale Regierung dann durch die sozialdemokratische »New Democratic Party« abgelöst wird. Sie steht der Teersand-Industrie deutlich skeptischer gegenüber und lehnt den Bau der Pipeline ab.

Das Unternehmen Enbridge hat den zweifelhaften Ruf, für besonders viele Pipeline-Lecks verantwortlich zu sein. Vor zwei Jahren flossen drei Millionen Liter Öl aus einer leckenden Enbridge-Pipeline in den Kalamazoo River im US-Bundesstaat Michigan. Die Aufräumarbeiten dauern bis heute an. Meldungen über kleinere Pipeline-Unfälle in Kanada und den USA gibt es regelmäßig.

Inzwischen glauben daher selbst der Ölindustrie freundlich gesinnte Politiker wie der ehemalige konservative Energieminister von British Columbia, Richard Neufeld, nicht mehr an die Realisierung des Projekts. »Ich glaube nicht, dass Enbridge verstanden hat, was sie mit dieser Pipeline tun«, erklärte Neufeld der »Vancouver Sun«. Enbridge habe zu wenig getan, um die Bevölkerung der westlichen Provinz für sich zu gewinnen.

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