Leidkultur

Ingolf Bossenz über Tierhaltung und Tierschutz hierzulande

  • Lesedauer: 2 Min.

Zugegeben: Die Dimensionen differieren gravierend. Rund 3 Millionen pro Jahr getöteten »Versuchstieren« stehen in Deutschland 60 Millionen geschlachtete »Nutztiere« (ohne Geflügel) gegenüber. Zudem handelt es sich bei den in Tests für Wissenschaft und Forschung »verbrauchten« Kreaturen in der Mehrzahl um nicht sonderlich beliebte Wesen wie Mäuse und Ratten. Wohl auch darum hält sich der Protest angesichts der erneut um Zehntausende erhöhten Tierversuchszahlen in Grenzen (der gegen die Massentötungen in den Schlachthöfen geht ohnehin gegen Null).

Das war durchaus einmal anders. 1983 ketteten sich rund 30 Tierschützer, unter ihnen die Schauspielerin Barbara Rütting, an ein Tor des Pharmakonzerns Schering in Westberlin. Mit dieser spektakulären Aktion begann eine Phase der Aufklärung über und des Widerstands gegen Tierversuche. Erstmals gab es eine öffentliche Debatte über das grausame Leben und Sterben der Tiere hinter den Mauern der Forschungs- und Testanstalten. Die Ethik solchen Handelns, aber auch der wissenschaftliche Nutzen, die Vergleichbarkeit von Maus und Mensch, wurden in Frage gestellt. Der Ruf nach Entwicklung tierversuchsfreier Verfahren geriet zu einer Forderung an die Politik, die indes immer mehr verwässerte. Denn die Zahlen der »verbrauchten« Tiere steigen stetig. Ein klares Konzept zur Förderung tierversuchsfreier Forschung wurde bis heute von keiner Bundesregierung verfolgt. Der Aufwand ist offenbar zu groß. Das Leid wohl nicht. Mäuse und Ratten gibt es schließlich genug.

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