Verkrustet

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Massenstartrennen der Eisschnellläufer ist noch kaum bekannt, und daran trägt nicht zuletzt der Weltverband ISU die Schuld. Es war der für neutrale Zuschauer interessanteste Wettbewerb des Auftaktweltcups in Heerenveen, doch Bilder davon gab es im deutschen Fernsehen keine. Obwohl Claudia Pechstein im März just das Massenstartrennen beim Weltcupfinale in Berlin gewonnen hatte und damit eine dürftige Bilanz des deutschen Teams aufbessern konnte, waren deutsche Sender nicht interessiert an einer Übertragung.

Die üblichen Distanzrennen mit dem immer gleichen Muster von zwei Startern und dem langatmigen Kommentieren von Rundenzeiten lockt keine Zuschauer an die Geräte. Beim Massenstart hingegen liefen fünf Athletinnen Seite an Seite in nur einer Zehntelsekunde über den Zielstrich. Verbunden mit Zwischensprints barg das durchaus Spannung. Doch so lange die ISU sich weigert, in dieser Disziplin auch Weltmeisterinnen zu küren, zahlen TV-Anstalten nicht für Weltcups, schicken Agenturen keine Fotos für Zeitungen.

Es kommt hinzu, dass die ISU in ihren Resultatslisten nicht verständlich darstellt, wie die Platzierungen zustande kommen. Da wird die Frau mit der viertbesten Zeit plötzlich Dritte. Der Grund sind die gewonnenen Punkte in den Zwischensprints, und nur auf die Punktwertung kommt es letztlich an – doch die findet sich nicht einmal im Internet.

Der Weltverband hängt offensichtlich in und an verkrusteten Systemen fest. Wer sich aber nicht in die Zukunft bewegt, wird irgendwann in der Vergangenheit vergessen. Es wäre schade um diesen Sport.?

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