Plutonium angelandet
Mox-Transport erreicht Niedersachsen
Der umstrittene Mox-Transport mit acht plutoniumhaltigen Brennelementen erreichte gestern Niedersachsen. Begleitet von Polizeibooten, befand sich das Transportschiff »Atlantic Osprey« am Nachmittag wenige Kilometer vor Nordenham auf der Unterweser. Das Greenpeace-Schiff »Beluga 2« fuhr dem Konvoi voraus. Der Straßentransport der acht Brennelemente zum Atomkraftwerk Grohnde wurde für den Abend erwartet. In beiden Orten demonstrierten seit Freitagabend Atomkraftgegner gegen die Lieferung.
In Nordenham zogen Umweltschützer bereits am Freitag zu einer Dauer-Mahnwache auf. Am Samstag und Sonntag ließen Aktivisten im Hafenbereich einige Paddelboote zu Wasser. Nahe des AKW Grohnde hatten örtliche Bürgerinitiativen am Freitag ein Protestcamp aufgebaut. Am Samstag stießen fast 50 Landwirte aus dem Wendland, die sich am frühen Morgen in einem Trecker-Konvoi auf den Weg gemacht hatten, zu den Demonstranten. Mehrere Schlepper blockierten schon im Verlauf des Samstag eine Zufahrt zum Kraftwerk. Auch gestern Nachmittag kam es zu Blockaden. Auf Flugblättern und bei Kundgebungen wurde immer wieder auf die Gefahren von Plutonium verwiesen - die acht Mox-Elemente enthalten jeweils rund 17 Kilogramm dieses Stoffes.
Unterdessen hat sich der parteipolitische und juristische Konflikt um einen angeblichen Geheimnisverrat beim ersten Mox-Transport nach Grohnde Ende September zugespitzt. Der Landrat des Kreises Wesermarsch, Michael Höbrink (SPD), wies am Freitag den von CDU-Politikern gegen ihn erhobenen Vorwurf strikt zurück. Höbrinks teilte seinerseits mit, er habe Strafanträge gegen Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) und den Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Björn Thümler wegen übler Nachrede gestellt.
Die beiden hatten Höbrink vorgeworfen, er habe vertrauliche Einzelheiten zu dem Transport weitergegeben, so dass auch Journalisten davon Kenntnis erhielten. Zudem nahmen Polizei und Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Höbrink auf. Dessen Rechtsanwalt Geert Latz fordert die umgehende Einstellung des Verfahrens. Der Vorwurf des Geheimnisverrates sei schon deshalb völlig unbegründet, weil gar kein Geheimnis zu verraten gewesen sei. Höbrink habe an die Kreistagsabgeordneten lediglich die ihm vom Energiekonzern E.on genannten Zeiträume weitergegeben, in denen die MOX-Brennelemente transportiert werden sollten. Diese Angaben waren zudem auch im Internet verfügbar.
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