Meisten Muslime würden schwimmen

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 2 Min.
„Muslim muss mit Mädchen schwimmen“, meldeten am Mittwoch verschiedene Medien ein Gerichtsurteil. In ihrer Berichterstattung greifen sie das Klischee von der Geschlechtertrennung unter muslimischen Migranten auf, die selbst vor den Kleinsten keinen Halt macht. Doch die meisten muslimischen Kinder halten nicht der Koran, sondern fehlende Angebote vom Schwimmen fern.

Das Kölner Verwaltungsgericht entschied am Dienstag, dass ein 12-jähriger Muslim am Schwimmunterricht seiner Schule teilnehmen müsse. Seine Eltern hatten zuvor einen Eilantrag gestellt und diesen mit »religiösen Vorschriften« begründet.

Kein Einzelfall, sind sich viele Medien sicher: Immer wieder kommt es beim Thema Schwimmunterricht zu ähnlichen Auseinandersetzungen vor Gericht«,schreibt Spiegel Online. »Nicht neu« seien »Auseinandersetzungen wegen des Schwimmunterrichtes«, schreibt die TAZ zu einem ähnlichen Fall. Und auch»neues deutschland« findet, dass es u.a. beim Schwimmunterricht »mit Blick auf muslimische Mädchen noch einiges zu tun« gebe. Hatte Thilo Sarrazin also doch Recht mit seiner These, dass der Schwimmunterricht Symbol eines »kulturellen Problems« der Muslime sei, das »gegen deren Willen kaum verändert werden« kann?

Dass Integration mittels Schwimmunterricht nur in den seltensten Fällen an religiösen Befindlichkeiten scheitert, belegt hingegen eine Studie des »Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge«. Dieses stellte schon im Jahr 2009 fest, dass zwar fast jedes zweite muslimische Kind nicht am Schwimmunterricht teilnehme, dies aber nur in 1% der Fälle »religiösen Gründe« habe. Auch dem Sexualkundeunterricht bleiben nur 0,7% der befragten muslimischen Schüler aus »religiösen Gründen« fern – und damit ca. ein Drittel weniger als bei nicht-muslimischen Schülern. Der Hauptgrund, warum über 40% der muslimischen wie nicht-muslimischen Schüler weder Sexual- noch Schwimmunterricht wahrnehmen, ist hingegen ein gänzlich unreligiöser: Das Angebot fehlt.

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