Geordneter Abzug

René Heilig über Truppenabzug aus Afghanistan

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Abzug aus Afghanistan ist ohne Zweifel eine gigantische militärische und logistische Herausforderung. Und zugleich ist er eine politische Zukunftsangelegenheit. Kaum ein anderes Thema hat in den vergangenen zehn Jahren zu so kontroversen Debatten geführt wie der Kriegseinsatz deutscher Soldaten am Hindukusch. Folglich wird am Ende Rechenschaft über das Erreichte gefordert. Was dazu bislang vorgelegt werden kann, ist erschreckend. Armut ist in Afghanistan weiter so präsent wie Intoleranz. Ohne Milliarden von außen sind weder das Karsai-Regime noch nachfolgende lebensfähig. Wie weiter? Vorwärts in die Vergangenheit? Was, wenn die vielfältigen Verwerfungen in der afghanischen Gesellschaft nach dem Abzug alles Gekannte noch übertreffen?

Die Regierung, aber auch Rot und Grün, die das Abenteuer am Hindukusch begonnen haben, stecken in einem Dilemma. Es ist Wahljahr und in dem zählt jeder heimgeholte Soldat. Zugleich aber muss Deutschland - wie es heißt - weiter Verantwortung in Afghanistan übernehmen. Denn der Weg in eine demokratische Zivilgesellschaft ist - im Wortsinn - nach wie vor voller Sprengfallen. Die sollen nun von allen, die sie gelegt haben, mit einem großen, landesweiten Einsatz für Versöhnung geräumt werden. Gelingt dieses Wunder nicht, werden sich Abgeordnete in demokratisch gewählten Parlamenten auf absehbare Zeit sehr genau überlegen, ob sie noch einmal Soldaten in einen so blutigen, teuren, sinnlosen und daher unpopulären Einsatz schicken.

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