SPD stimmt für Beinfreiheit
Neue Griechenland-Hilfe im Bundestag / Linksfraktion beantragt Absetzung
Berlin (nd). Der Bundestag entscheidet heute über neue Kredite für Griechenland. Wie bei vorherigen Abstimmungen über Angela Merkels Krisenmaßnahmen war viel von der Kanzlermehrheit die Rede. Die liegt bei 311 Stimmen - angesichts der angekündigten Zustimmung von zwei Parteien, die sich zur Opposition zählen, ist das nur ein ästhetisches Quorum, kein politisches. Vor der Sondersitzung der SPD-Fraktion hieß es noch, es stehe »Spitze auf Knopf«. Der sozialdemokratische Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte, »die Stimmung bei uns ist kritisch«.
Am Donnerstag votierten in einer Probeabstimmung dann aber nur noch acht SPD-Abgeordnete mit Nein, 13 enthielten sich. Der Kanzlerkandidat habe auf keinen Fall bloßgestellt werden dürfen, hieß es - Beinfreiheit für Peer Steinbrück also. Der sagte, die SPD handele »in Kontinuität dessen, was sie bisher gesagt hat«. Bei fast allen Entscheidungen über »Rettungsmaßnahmen« in der Eurokrise hat die SPD die schwarz-gelbe Regierung unterstützt - nachdem sie zuvor wortreich erklärt hatte, warum Merkels Kurs der falsche sei. Die Grünen sind wenigstens ehrlich: Es gebe keinen Grund nicht zuzustimmen, befand Fraktionsvize Bärbel Höhn gestern.
Nur die Linksfraktion will dem neuen Griechenland-Paket nicht zustimmen und hat das Schnellverfahren kritisiert. Den Abgeordneten fehle jede Vorbereitungszeit, die erst seit Mittwoch vorliegenden Unterlagen seien »gut sechs Zentimeter dick, kiloschwer und zweiseitig bedruckt«. Am Freitag will die Linksfraktion die Absetzung der Regierungsanträge verlangen. Merkel kann sich ihrer ganz großen Kanzlermehrheit jedoch ziemlich sicher sein. Wieder einmal.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.