Druck auf Kaffeehauskonzern Starbucks wird größer
Erfolg für britische Bewegung UK Uncut
Mit einem solchen Erfolg hatten nicht einmal die Organisatoren der britischen Bewegung UK Uncut gerechnet. Statt der ursprünglich erwarteten 30 Besetzungen von Starbucks-Filialen übernahmen am vergangenen Sonnabend vor allem Frauen gleich 45 Cafés des US-amerikanischen Kaffeehauskonzerns, der in den vergangenen Jahren trotz seiner Milliardenumsätze keine Unternehmensteuer bezahlt hatte (siehe »nd« 6.12.). Womöglich hatte das Unternehmen selbst dazu beigetragen: Die Ankündigung von Starbucks UK, aufgrund des öffentlichen Drucks künftig freiwillig und zwei Jahre lang jeweils zehn Millionen Pfund Steuern bezahlen zu wollen, sei eine Frechheit und völlig ungenügend, urteilte die Initiative UK Uncut. Und so verwandelten überall im Land, von Southampton bis Aberdeen, von Cornwall bis Newcastle, Aktivistinnen und Aktivisten die Kaffeehäuser von Starbucks in Kinderkrippen, zeitweilige Frauenhäuser, Büchereien, Notschlafstellen nach dem Motto: »Weil ihr keine Steuern zahlt, schließt die Regierung unsere sozialen Einrichtungen.«
Nicht nur in der Öffentlichkeit, auch bei den Starbucks-Beschäftigten kam die Aktion gut an. Denn ihnen hatte das Management vergangene Woche neue Arbeitsverträge vorgelegt: Verzicht auf die bezahlte Mittagspause, keine Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag, Kürzungen beim Mutterschaftsgeld. Wer damit nicht einverstanden sei, könne gehen, teilte der Konzern den durchweg miserabel bezahlten Lohnabhängigen mit.
Die Steuertricks von Starbucks und die Berichte über die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen haben mittlerweile einen stillen Boykott ausgelöst. Auch er werde Starbucks nicht mehr betreten, verkündete sogar der liberale Chefsekretär des Schatzamtes Danny Alexander, ein hochrangiges Kabinettsmitglied. Und Business-Minister Vince Cable, ebenfalls von den mitregierenden Liberaldemokraten, bekundete öffentlich seine Sympathie.
Die UK-Uncut-Aktion ist also auch in Downing Street 10 angekommen - und könnte weitreichende Folgen haben. Laut einer Studie der Manchester Business School, die vergangene Woche bekannt wurde, droht dem Konzern ein Umsatzverlust bis zu 24 Prozent. Nicht nur Starbucks umgeht mit Hilfe hochkomplexer internationaler Konzernstrukturen die Steuerzahlung in jenen Ländern, in denen es die großen Gewinne macht. Aber zu Starbucks gibt es fast in jeder Stadt und oft in derselben Straße eine Alternative. Auch das britische Unternehmen Costa Coffee verfügt über ein dichtes Filialnetz mit knapp tausend Cafés. Und es zahlt alljährlich seine Steuern. Im letzten Finanzjahr waren es 18 Millionen Pfund.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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