Asylbewerberheim Zella-Mehlis schließt

Bewohner werden in Wohnungen untergebracht

  • Lesedauer: 2 Min.
Es hagelte Beschwerden und Proteste wegen miserabler Wohnbedingungen. Jetzt macht die Gemeinschaftsunterkunft im thüringischen Zella-Mehlis dicht: Aufatmen bei Asylbewerbern und auch bei Behörden.

Zella-Mehlis (dpa/nd). Das Asylbewerberheim im thüringischen Zella-Mehlis wird geschlossen. Am Mittwoch verlassen die letzten fünf Bewohner die Gemeinschaftsunterkunft, wie ein Sprecher des Landratsamtes Schmalkalden-Meiningen am Montag sagte. Zuletzt hatten 148 Menschen aus mehr als 20 Nationalitäten, darunter viele Roma-Familien aus dem früheren Jugoslawien, den Plattenbau aus DDR-Zeiten bewohnt. Die Asylbewerber könnten nun in Wohnungen in Zella-Mehlis und Meiningen leben, die das Landratsamt angemietet habe. Damit würden sie nicht mehr abgeschottet, sondern lebten mitten in der Gesellschaft.

»Absolut unwürdig«

Der Kreistag hatte im Sommer die Schließung des Heimes wegen schlechter Wohnverhältnisse und Bau- und Brandschutzauflagen beschlossen. Er hatte sich gegen eine Teilsanierung des Hauses für 300 000 Euro ausgesprochen. Die Unterbringung in Einzelunterkünften sei preiswerter und langfristig auch sozialer, entschieden die Abgeordneten.

Thüringens Ausländerbeauftragte Petra Heß sagte: »Zella-Mehlis war in der Tat absolut unwürdig und inakzeptabel«. Sie begrüße, dass vor allem Familien mit Kindern individuellen Wohnraum bekämen. Derzeit lebten noch mehr als die Hälfte der über 3000 Asylbewerber in Gemeinschaftsunterkünften. »Das Verhältnis verschiebt sich aber - auch durch Zella-Mehlis - weiter zugunsten der Wohnungen.« Die dezentrale Unterbringung sei auch eine große Herausforderung für die Kreise, die Verwaltung und sozialpädagogische Betreuung. Allerdings sei es nicht immer möglich, Asylbewerbern eine eigene Wohnung zu geben, erklärte Heß. Vor allem alleinstehende Männer müssten oft das Zimmer mit anderen teilen. »Es gibt in Thüringen auch sehr gute Heime«, sagte Heß.

Mehr Geld für Kommunen

Als Beispiele nannte sie Nordhausen, Saalfeld-Rudolstadt und auch Arnstadt, das zwar von außen keinen sonderlich schönen Anblick, dafür aber gute sozialpädagogische Betreuung biete. Im Winter platzten sowohl die Heime als auch die zentrale Aufnahmestelle im ostthüringischen Eisenberg, wo allein bis zu 110 Kindern lebten, aus allen Nähten, sagte Heß. Grund seien Neuaufnahmen aus dem osteuropäischen Raum sowie Abschiebestopps für Roma-Familien aus Ex-Jugoslawien sowie für Flüchtlinge aus Syrien und Teilen Afghanistans.

Mit dem in der Vorwoche vom Landtag beschlossenen Asylbewerberleistungsgesetz bekommen die Kommunen mehr Geld. »Ich weiß, viele Kommunen sind klamm«, sagte Heß. »Das Geld muss jedoch dort ankommen, wofür es vorgesehen ist.« In der Vergangenheit hätten es einige Kreise zweckentfremdet eingesetzt.

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