Kinderkriegen unattraktiv

Niedrige Geburtenrate Folge fehlender Anerkennung berufstätiger Mütter

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München (epd/nd). Kinderkriegen wird in Deutschland immer unattraktiver. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, wie die in München erscheinende »Süddeutsche Zeitung« schreibt. Als Gründe für die beständig sinkende Geburtenrate würden in der Untersuchung vor allem die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Elternschaft sowie die fehlende gesellschaftliche Anerkennung für berufstätige Mütter genannt.

Das kulturelle Leitbild von einer »guten Mutter«, die zu Hause bei den Kindern zu bleiben habe, sei vor allem in den alten Bundesländern noch so stark verbreitet, dass berufstätige Frauen sich im Zweifel eher gegen als für ein Kind entschieden. Deutschland bleibt damit im europaweiten Vergleich Schlusslicht bei den Geburtenzahlen - dies lasse sich nicht mehr einzig auf ökonomische Gründe zurückführen, so die Forscher. Erstmals hat das Institut, das dem Bundesinnenministerium unterstellt ist, die Gefühlslage der Deutschen bei der Frage nach dem dauerhaften Geburtenrückgang berücksichtigt und dies mit bekannten Daten zur Familienforschung kombiniert.

In Europa gibt es nur zehn Länder, in denen die Geburtenziffern niedriger sind als in Deutschland; hier beträgt die Zahl 1,39. Lettland liegt mit einer Quote von 1,17 ganz hinten, Island führt mit 2,20 Kindern. Im Vergleich hat Deutschland zudem den höchsten Anteil dauerhaft kinderloser Frauen. Dass knapp ein Viertel der Frauen der Jahrgänge 1964 bis 1968 keine Babys geboren haben, führt Norbert Schneider, Direktor des Bundesinstitutes, darauf zurück, dass gerade im Westen die Erwerbstätigkeit mit kleinen Kindern als »wenig toleriert« erscheine. Frauen aus diesen Jahrgängen mit Hochschulabschluss blieben sogar zu etwa 30 Prozent kinderlos.

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