Rastlos auf Hilfstour

Ein Demminer wurde in Polen und Litauen wegen seines humanitären Engagements für Kinder geehrt

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 3 Min.
Siegfried Logall und seine Frau Ingrid helfen seit Jahren bedürftigen Kindern in osteuropäischen Ländern - auch mit Spenden von Lesern des »nd«. Für sein Engagement wurde das aus Demmin stammende Paar nun in Litauen und Polen mit staatlichen Auszeichnungen geehrt.

Siegfried Logall wohnt in Demmin - Bürger aber ist er in gleich mehreren europäischen Städten. Zum Einwohner ehrenhalber haben den Rentner bereits drei Städte, unter anderem das litauische Kursenai und das russische Tschernjachowsk, ernannt. Andernorts ist er sogar »Ehrenlehrer« - nicht nur wegen der Vorträge, die Logall gelegentlich hält, sondern vor allem, weil seine Lieferungen von Schulmobiliar in so manchem winterlichen Klassenzimmer einen guten Unterricht zumindest wahrscheinlicher gemacht haben.

Seit mehr als einem Jahrzehnt ist Siegfried Logall vor allem in den nordöstlichen europäischen Ländern unterwegs, um Hilfe zu leisten, wo es notwendig ist. 1999 gründete er den Verband »Junge Europäer«, der seit 2000 als eine internationale Dachorganisation fungiert und mittlerweile 5000 Mitglieder zählt.

Seine humanitäre Mission hat sich der Demminer seinerzeit selbst erteilt: Als nach der Wende beispielsweise im Nordosten plötzlich reihenweise Schulen geschlossen wurden, die erst kurz zuvor restauriert und teilweise neu ausgestattet worden waren, dachte Logall das Naheliegende - und machte sich daran, nach Osten zu liefern, was in Mecklenburg-Vorpommern nicht mehr gebraucht wurde. In Polen, in den baltischen Staaten, in der russischen Kaliningrader Oblast, aber auch in Belarus sahen Siegfried und Ingrid Logall in den 1990er Jahren so viel elende Zustände, dass sie immer wieder eingreifen wollten, wenigstens im Kleinen. In all diesen Ländern sind die »Jungen Europäer« heute aktiv.

In den letzten beiden Jahren hat das Engagement der Logalls auch Anerkennung gefunden: 2011 wurde Siegfried Logall in Deutschland mit der »Bundesverdienstmedaille« ausgezeichnet, einer Art Vorform des Bundesverdienstkreuzes. Nun bedanken sich auch osteuropäische Städte für seinen Einsatz: Die litauische 13 000-Einwohner-Stadt Kursenai, wo sich die »Jungen Europäer« seit Jahren unter anderem für das Kinderkrankenhaus einsetzen, verlieh dem Demminer im Dezember den Titel »Einwohner des Jahres« - zum ersten Mal ging die Auszeichnung an einen Deutschen. Auch die westpolnische Metropole Szczecin verlieh Logall im Dezember einen Preis: Als »Freund der Kinder« darf er sich nun auch offiziell fühlen. In Szczecin besuchen die »Jungen Europäer« immer wieder Kinderheime, im Dezember brachten sie 200 Weihnachtsgeschenke in die Stadt an der Oder. Im westlichen Polen ist neben Szczecin vor allem Bobolice ein Schwerpunkt der Hilfsaktionen aus Demmin.

Für Siegfried Logall bedeuten die Ehrungen im Ausland durchaus etwas - vielleicht sogar mehr als die deutsche Verdienstmedaille: »Das sind staatliche Auszeichnungen«, sagt er nicht ohne Stolz. Auszeichnungen in Staaten, deren Beziehungen zu Deutschland noch immer speziell sind. Aber eigentlich, sagt Logall, müssten die Medaillen zumindest teilweise weitergereicht werden: Auch an Leser des »nd«, die seine Hilfsaktionen in den vergangenen Jahren immer wieder durch Spenden unterstützt haben.

Derzeit ist Siegfried Logall wieder mit dem Klingelbeutel unterwegs. In Demmin lagert noch ein größerer Bestand an Krankenhausbekleidung, Lebensmitteln und Hygieneartikeln, die Logall im Februar nach Kursenai verschicken möchte, zehn Tonnen Hilfsgüter warten auf ihre Verladung. Sobald sich die Transportkosten eingespielt haben, geht es los.

Junge Europäer, Deutsche Bank Demmin, Konto: 4444204, BLZ 13070024, Kennwort »Winterhilfe 2013«

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