Fluglärmgegner fahren Mess-Stationen auf

Rund um den Airport Frankfurt am Main werden immer mehr Daten gesammelt

  • Robert Luchs, Mainz
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Mainzer Universitätsmedizin hat den Betreiber des Frankfurter Flughafens bereits mehrfach aufgefordert, Kliniken nicht mehr zu überfliegen. Jetzt soll auch dort eine Lärmmessstation aufgebaut werden.

Die Fluglärmgegner in der Rhein-Main-Region lassen nicht locker. Auch zum Jahresanfang sammeln sie Argumente und Daten, um Druck auszuüben mit dem Ziel, die nächtlichen Starts und Landungen am Frankfurter Flughafen zu reduzieren. Nachdem Mediziner wiederholt vor den gesundheitlichen Folgen des zunehmenden Fluglärms gewarnt hatten, soll in Kürze auf dem Gelände der Mainzer Universitätsmedizin eine Mess-Station installiert werden. Damit soll die Lärmbelastung für die Patienten, aber auch für das Personal an den Kliniken erfasst werden. Insgesamt werde es dann elf Stationen geben, um den Fluglärm in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz und darüber hinaus in Rheinhessen zu erfassen, hieß es.

Nach Auskunft des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums soll die neue Mess-Station drei Monate lang an der Uni-Medizin eingesetzt werden, und zwar an dem Gebäude der Hals-Nasen-Ohren-Klinik. Die Stadt Mainz hat eine eigene Station in der Oberstadt. Der Landkreis misst in den Orten Nierstein, Bodenheim, Zornheim, Schwabenheim, Ober-Olm und Heidesheim/Wackernheim. Außerdem gibt es private Mess-Einrichtungen.

Die Mainzer Universitätsmedizin hat den Betreiber des Frankfurter Flughafens bereits mehrfach aufgefordert, Kliniken nicht mehr zu überfliegen. Professor Thomas Münzel, Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Mainzer Universitätsmedizin, hat den Expansionsdrang des Frankfurter Flughafens wiederholt kritisiert. Durch eine Reihe von Studien ist bekannt, dass Stresshormone ausgeschüttet werden, wenn die Nachtruhe durch Lärm gestört wird. Der Herzschlag beschleunigt sich, der Blutdruck steigt, die Blutgerinnung wird aktiviert, bestätigt Professor Münzel. Wer behaupte, sich an den Fluglärm gewöhnt zu haben, bezahle das automatisch mit einem höheren Blutdruck. Forschungen haben festgestellt, dass es nicht darauf ankommt, ob jemand vom Lärm aufwacht oder nicht - der Blutdruck steigt in jedem Fall, wenn die Jets herangebraust kommen. Hinzu kommt, dass vom Lärm Geschädigte viel weniger Nitroglyzerin produzieren; Nitroglyzerin aber sorgt dafür, dass die menschlichen Gefäße weit und weich bleiben.

Was auf die Menschen in der Rhein-Main-Region zukommt, unterstreichen auch die Vorausberechnungen: Sind es in Frankfurt am Main zur Zeit rund 450 000 Flugbewegungen jährlich, so sollen es bis zum Jahr 2020 rund 750 000 werden. Wie viele andere Kritiker setzt sich Münzel für einen kontinuierlichen Sinkflug ein, wie er beispielsweise im britischen Heathrow praktiziert wird - dieser würde den Fluglärm mindern. Der Kardiologe weist aber zugleich auf die hohen, gesundheitsschädlichen Feinstaubkonzentrationen im Rhein-Main-Gebiet hin. Auch seien die Stickoxidbelastungen durch die Flugzeuge noch nicht berücksichtigt worden. Das Ganze sei ein gefährlicher Cocktail, warnt der renommierte Mediziner.

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