Werbung

Wider eigene Ansprüche

Rainer Balcerowiak über das Bundestagswahl-Thema Mindestlohn

  • Rainer Balcerowiak
  • Lesedauer: 1 Min.

Die gewerkschaftlichen Forderungen nach einem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro und der Eindämmung von Leiharbeit werden zu den großen Themen im Bundestagswahlkampf gehören. Da kann man wohl von einem klassischen Eigentor sprechen, wenn ausgerechnet der DGB über eine Tochterfirma auf dem Leiharbeitsmarkt aktiv ist und dort Beschäftigten sowohl den geforderten Mindestlohn als auch die tarifliche Vergütung verweigert. Und dass besagte Firma in einem Unternehmerverband organisiert ist, der mit dem DGB Tarifverträge abgeschlossen hat, die den im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz festgelegten Grundsatz der gleichen Bezahlung von Leih- und Stammkräften unterlaufen, hat ebenfalls ein merkwürdiges Geschmäckle.

Bislang reagiert der DGB auf den von der unabhängigen Hafenarbeitergewerkschaft contterm aufgedeckten Skandal mit halbherzigen Versuchen zur Schadensbegrenzung. So sollen die betroffenen Arbeitnehmer künftig mindestens 8,50 Euro pro Stunde bekommen, ein rückwirkender Ausgleich ist allerdings nicht vorgesehen. Das reicht nicht. Der DGB muss sicherstellen, dass in seinen Firmen nicht nur Mindestlöhne, sondern tarifliche Vergütungen bezahlt werden. Und er sollte generell die Frage prüfen, ob sich unternehmerische Tätigkeit in der Zeitarbeitsbranche mit gewerkschaftlichem Selbstverständnis vereinbaren lässt.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.