Windenergie in unsicheren Zeiten

Umweltminister Peter Altmaier (CDU) verunsichert wachsende Branche

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.
2012 wurden rund 1000 neue Windkraftanlagen gebaut. Doch die Branche beklagt Unsicherheiten beim Netzausbau und der Zukunft desErneuerbaren-Energien-Gesetzes.

Für die Windenergiebranche herrschen stürmische Zeiten. Eigentlich ist die Jahresbilanz 2012, die sie gestern präsentierte, eine Erfolgsgeschichte für die Branche. Letztes Jahr gingen rund 20 Prozent mehr Leistung aus Windenergie ans Netz als im Vorjahr. Doch die Ankündigung von Umweltminister Peter Altmaier (CDU), das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) umbauen zu wollen, nahm die Ökostromsparte wie eine Hiobsbotschaft auf.

»Wir sind auf eine systematische Weiterentwicklung des EEG angewiesen, die die Probleme behebt«, sagte der Geschäftsführer des Fachverbandes VDMA PS, Thorsten Herdan. Die von Umweltminister Altmaier vorgestellten Maßnahmen ließen solche systematischen Gedanken außer Acht und zielten stattdessen nur auf die Deckelung der Kosten. Das sei in der jetzigen Phase nicht zielführend und gefährde »zudem massiv weitere Investitionsentscheidungen in den Energiemarkt«.

Insgesamt waren nach Schätzungen des Bundesverbandes Windenergie (BWE) 23 040 Windräder mit einer installierten Gesamtleistung von rund 31 Gigawatt (GW) in Betrieb. Seit 2010 ist die jährlich neu installierte Leistung gestiegen. Letztes Jahr wurden rund 1000 neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 2,4 GW errichtet. Rund 160 Windkraftwerke wurden durch neue, effizientere Systeme ausgetauscht.

Mit einer Leistung von insgesamt 7,3 GW befinden sich die meisten Windräder in Niedersachsen. Danach kommen Brandenburg (4,8 GW), Sachsen-Anhalt (3,8 GW), Schleswig-Holstein (3,6 GW) und Nordrhein-Westfalen (3,2 GW). 40 Prozent der neuen Windräder wurden in den drei norddeutschen Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern errichtet. Doch mit einem Zubau von 287 (Rheinland-Pfalz) beziehungsweise 200 Megawatt (Bayern) holen auch zwei südliche Bundesländer in Sachen Windenergie auf.

Für die Vizepräsidentin des BWE, Sylvia Pilarsky-Grosch, zeugt der Zuwachs beim Ausbau auch von einer guten Akzeptanz der Windkraft und der Bereitschaft der Bürger, die Energiewende selbst in die Hand zu nehmen. »Wir verzeichnen seit einiger Zeit eine verstärkte Gründung von Energiegenossenschaften und Bürgerwindparks«, erklärte sie. So gibt es laut BWE bereits über 600 Energiegenossenschaften.

Fast der gesamte Strom aus Windrädern wird an Land produziert. In der deutschen Ost- und Nordsee speisen derzeit lediglich 68 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 280 Megawatt Strom ein. Auch die neu installierte Leistung war im letzten Jahr mit 80 Megawatt aus 16 neuen Anlagen im Vergleich relativ gering. Allerdings sind derzeit sechs Offshore-Windparks mit über 350 Anlagen und einer Leistung von 1700 Megawatt in Bau. Wann diese Kraftwerke ans Netz gehen und ob danach überhaupt noch weitere geplant werden, konnte Herdan nicht abschätzen. Neben der Unsicherheit bei der Vergütung des Ökostroms beklagte er die unklare Lage beim Ausbau der Stromnetze, der sicher stellen soll, dass der produzierte Strom auch zu den Kunden kommt.

Derweil kündigte die Landesregierung Schleswig-Holsteins zusammen mit dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet an, neue Wege bei der Finanzierung des Netzausbaus gehen zu wollen. Mit dem Kauf von Wertpapieren sollen sich Kleinanleger an dem Infrastrukturprojekt beteiligen können.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal