Schweiz sackte ein

Beutekunst absurd

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.
Eine neue Verrücktheit in einem 15-jährigen Streit hat für ein paar Stunden die Beziehungen zwischen der Schweiz und Russland getrübt. Der Genfer Geschäftsmann Nassim Gaon hatte einen Schweizer Richter zum »Bilderklau« überredet. Opfer: über 50 Bilder des Moskauer Puschkin-Museums. Die Leihgaben waren bis vor kurzem in Martigny zu sehen. Gaon hatte Anfang der 90er Jahre Geschäfte mit Russland gemacht: Lebensmittel gegen Erdöl. Doch plötzlich zahlten die russischen Partner nicht mehr. Seither versucht der 83-jährige in Sudan geborene Schweizer die Summe einzutreiben. Ähnliches hatte er bereits bei einer Airshow in Paris versucht, doch die Flugzeuge entwischten. Dann wollte er bei einer Atlantik-Regatta das Segelschulschiff »Sedow« konfiszieren lassen. Nun jedoch leistete sich der mutmaßlich Geprellte den größten Flop. Er setzte den Chef der russischen Duma, Boris Gryslow, Moskaus Minister für Kultur, Alexander Sokolow, die UNESCO und diverse Anwälte aus dem internationalen Haftungsrecht in Bewegung. Und er zwang den Schweizer Bundesrat zur Anwendung des Artikel 184 Absatz 3. Der sorgt dafür, dass internationale Interessen der Schweiz nicht beschädigt werden. Die Leihgaben sind inzwischen auf dem Weg nach Moskau.

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