Schrumpfende Wirtschaft

Einbruch in Deutschland stärker als erwartet / Aufwärtstrend in Sicht

  • Lesedauer: 2 Min.
Der deutschen Wirtschaft ist zum Jahresende die Puste ausgegangen. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte so stark wie seit Anfang 2009 nicht mehr. Eine Rezession wie im gesamten Euroraum sehen Ökonomen aber nicht - es soll bald wieder bergauf gehen.

Wiesbaden (dpa/nd). Kräftiger Dämpfer für die deutsche Wirtschaft: Die Rezession im Euro-Raum und die weltweite Konjunkturschwäche haben Deutschland zum Jahresende noch stärker erfasst als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im Schlussquartal 2012 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. In ihrer ersten Schätzung hatte die Behörde noch ein Minus von 0,5 Prozent angenommen.

Die Statistiker führten den schwachen Jahresabschluss maßgeblich auf den Außenhandel zurück: Die Warenexporte gingen angesichts der schwachen Weltkonjunktur und der Rezession im Euro-Raum wesentlich stärker zurück als die Importe. Die Wirtschaft des Euro-Raums rutschte zum Jahresende noch tiefer in die Rezession, die seit dem Frühjahr vergangenen Jahres andauert. Im Euroraum schrumpfte das BIP um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat gestern mitteilte. Im Gesamtjahr 2012 fiel das BIP im Euroraum um 0,5 Prozent. Den heftigsten Einbruch gegenüber dem Vorquartal verzeichnete Portugal (minus 1,8 Prozent), auch die Euro-Krisenländer Spanien (minus 0,7 Prozent) und Italien (minus 0,9 Prozent) stecken weiter in der Rezession fest.

Deutschlands wichtiger Wirtschaftspartner Frankreich ließ im vergangenen Jahr ebenfalls Federn. Von Oktober bis Dezember sank das BIP der zweitgrößten Volkswirtschaft in der Eurozone nach Angaben des Statistikamtes Insee in Paris um 0,3 Prozent zum Vorquartal. Im dritten Quartal war das BIP noch um 0,1 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Wirtschaftsleistung ebenfalls um 0,3 Prozent. Viele Ökonomen werfen Frankreich eine zu zögerliche Reformpolitik vor.

Auch die japanische Wirtschaft schrumpfte im dritten Quartal in Folge. In der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt sank das BIP zwischen Oktober und Dezember überraschend um 0,4 Prozent. Ökonomen hatten mit einem leichten Wachstum gerechnet. Hintergrund sind schwächelnde Exporte und geringe Investitionen. Die neue Regierung will das Land nun mit massiven Staatsausgaben und einer aggressiven Lockerung der geldpolitischen Zügel aus der Rezession und Deflation führen.

Beobachter der Weltwirtschaft erwarten jedoch einen Aufwärtstrend. »Nach dem Stillstand im vergangenen Halbjahr scheint die Weltkonjunktur wieder Tritt zu fassen«, teilte das Ifo-Institut am Mittwoch mit. Vor allem in Asien gehe es wieder deutlich bergauf, während in Westeuropa die Lage weiter angespannt sei. Aber der Optimismus wächst. »Im ersten Quartal 2013 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder merklich wachsen«, prognostizierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer am Donnerstag. Dennoch reduzierte die Bundesregierung ihre Prognose für das laufende Jahr von 1,0 auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal