Sinnlose, teuere Autobahnen
Naturschutzorganisation BUND stellt zwölf fragwürdige Straßenbauprojekte vor
Die geplante Kanzlerautobahn soll von Magdeburg nach Ludwigslust reichen. 155 Kilometer sind das, die 14 Natur- und Vogelschutzgebiete von höchstem europäischen Schutzstatus beeinträchtigen und eine 30 Meter breite Schneise durch die Elb-Auenlandschaft und die Altmark schlagen. Dabei ist die Verlängerungen der A 14 nicht überall willkommen. Vielerorts gründeten sich Bürgerinitiativen gegen den Bau der Schnellstraße. Die befürchten in zahlreichen Fällen Lärmbelastung und die Teilung von Wohnlagen durch den Bau der neuen Straße.
Trotzdem gab es für das bis zu 1,7 Milliarden Euro teure Projekt, das Exkanzler Gerhard Schröder (SPD) einst den Ländern Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg versprochen hatte, bis jetzt keine Alternativenprüfung. Weil zudem der Nutzen der Schnellstraße für das relativ dünn besiedelte Gebiet äußerst fragwürdig ist, zählt die Naturschutzorganisation BUND es zum »dusseligen Dutzend« geplanter Bundesautobahnen und Bundesstraßen. Das sind zwölf Straßenausbauvorhaben aus ganz Deutschland, die nach Sicht des BUND überteuert und überdimensioniert sind, keinerlei Engpässe beseitigen und zu massiven Schäden an der Natur führen. Würden sie trotzdem realisiert, kostet dies zehn Milliarden Euro - Geld das angesichts leerer Kassen und Schuldenbremse anderswo fehlt.
»Anstatt regelmäßig zusätzliche Finanzmittel einzufordern und munter weiter verkehrspolitische Todsünden zu planen, muss Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer die unverantwortlichen Straßenbauwünsche der sogenannten Landesfürsten beerdigen«, fordert deshalb der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Der CSU-Minister hätte dann auch genug Mittel, marode Brücken zu sanieren und in umweltverträgliche Bahnprojekte zu investieren.
Meist könnten die neuen Autobahnen durch den kostengünstigeren Ausbau bereits vorhandener Bundesstraßen vermieden werden. So schlägt der BUND vor, anstatt die A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg zu bauen, die parallel dazu verlaufende B 4 zu verbessern. Etwaige Ortschaften könnten mit einfachen Ortsumgehungen entlastet werden. Manchmal ist auch die Förderung von anderen Verkehrsmitteln sinnvoll. So bei der geplanten drei Milliarden Euro teuren Verlängerung der Küstenautobahn A 20: Stattdessen sollte der Containerverkehr der deutschen Seehäfen nach Ansicht des BUND auf die Schiene verlagert werden.
Für die Zukunft hofft BUND-Verkehrsexperte Werner Reh deshalb, dass der in der Aufstellung befindliche Bundesverkehrswegeplan 2015 die Fehler der Vergangenheit nicht fortsetzt. »Beim nächsten Bundesverkehrswegeplan müssen aufgrund von EU-Vorgaben alle Projekte, die noch nicht in Bau befindlich sind, erstmals auf ihre Folgen für Umwelt und Natur überprüften werden. Ausbaumaßnahmen werden deshalb künftig Vorrang vor Neubauprojekten haben müssen«, erklärt Reh. Minister Ramsauer müsse dies bei der Planung neuer Verkehrsmittel berücksichtigen.
Im Verhältnis zur geplanten Länge ist übrigens die Verlängerung der Stadtautobahn A 100 in Berlin das teuerste Projekt: 6,3 Kilometer Straße sollen über eine Milliarde Euro kosten. Wie die meisten unnützen Projekte wurde sie beschlossen, weil die Landesregierung keine Bundesmittel verfallen lassen wollte.
Zehn Milliarden Euro in Beton verschwendet. Foto: BUND
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