Dynamo Dresden schlägt Hertha BSC

Berliner Fans können mit der ersten Niederlage ihres Teams nach 21 Spielen nicht gut umgehen

  • Matthias Koch, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.
Dynamo Dresden bringt Hertha BSC nach 21 Spielen wieder eine Niederlage bei. Wieder sorgen Fans fast für einen Spielabbruch, zur Abwechslung sorgen aber mal nicht die Dresdener.

Benjamin Kirsten sprang auf ein Rudel jubelnder Mitspieler. Der Schlussmann von Zweitligist Dynamo Dresden feierte den 1:0-Erfolg gegen Spitzeneiter Hertha BSC so ausgelassen wie viele der Dresdner Fans unter den 29 174 Zuschauern im Dynamo-Stadion. Im Ringen um den Klassenerhalt war den Sachsen damit ein überraschender Coup gelungen.

»Ich ziehe den Hut vor den Fans, die uns 90 Minuten unterstützt haben, und vor meiner Mannschaft. Es war nicht alles rosig. Aber das ist mir Wurst. Mit Wille, Kampf und Herz haben wir drei Punkte in Dresden behalten«, sagte Kirsten. »Alle, die uns gegen den Tabellenführer schon vorher abgeschrieben hatten, wurden eines Besseren belehrt. Es gab keinen Ausfall bei uns.«

Bei Hertha BSC schon. Die Berliner, die mit einer Serie von 21 ungeschlagenen Begegnungen in Folge angereist waren, verblüfften viele mit ihrer Startelf. Die entsprach plötzlich nicht mehr der offiziellen Mannschaftsaufstellung. Anstelle von Marcel Ndjeng und Ronny kamen die beiden Angreifer Pierre-Michel Lasogga und Sandro Wagner auf den Platz. »So etwas habe ich noch nicht erlebt. Marcel Ndjeng hat nach dem Warmmachen sofort gesagt, dass es nicht geht. Bei Ronny wollten wir kein Risiko eingehen«, sagte Berlins Trainer Jos Luhukay. »Er sollte nur im Notfall spielen. Er hatte nach seiner Einwechslung dann leider auch nicht die Wirkung, die wir uns von ihm erhofft hatten.«

Die Sachsen wussten auch nicht so recht, was sie mit der Situation anfangen sollten. Schließlich hatten sie sich voll darauf eingestellt, Herthas Spielmacher Ronny zu bearbeiten. »Fünf Minuten vor Spielbeginn haben wir erfahren, dass Ndjeng und Ronny nicht spielen. Dafür vorn die zwei Pfosten«, meinte Trainer Peter Pacult zum Auflaufen der für ihre robuste Spielweise bekannten Hertha-Stürmer Lasogga und Wagner.

Doch Dynamo steckte seine nervöse Anfangsphase genauso weg wie die frühe Verletzung von Vujadin Savic, der mit einem doppelten Bänderriss im Sprunggelenk länger ausfallen wird. »Es war ein überragendes Spiel von uns. Wir haben versucht, uns nicht hinten reindrängen zu lassen«, sagte Dresdens Verteidiger Florian Jungwirth. »Das ist uns gut gelungen. Wir haben uns Chancen erspielt und verdient gewonnen.«

Für das Tor des Tages musste Dresden allerdings die Hilfe von Hertha in Anspruch nehmen. Einen Freistoß von Cristian Fiel lenkte ausgerechnet Lasogga in der 38. Minute unglücklich ins eigene Netz. Im zweiten Abschnitt verteidigte Dresden den kostbaren Vorsprung mit großem Einsatz. Dafür gab es sogar Lob vom Verlierer. »Dresden ist im Laufe des Spiels über sich hinausgewachsen. Es ist sehr lange her, dass wir verloren haben«, sagte Luhukay. »Aber ich kann diese Niederlage gut verkraften. Es lag auch am Gegner.«

Ein Nachspiel für Hertha dürfte das Verhalten einiger Berliner Fans haben. Sie hatten zu Spielbeginn Feuerwerk abgebrannt und bei Dresdner Ecken vor dem Gästeblock mehrfach Gegenstände auf den Platz geworfen. Die Partie stand kurz vor der Pause sogar vor dem Abbruch. Dresdens Fans blieben dieses Mal friedlich.

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