Panik-Pläne für die Speicherstadt

In Hamburg soll ein Udo-Lindenberg-Museum entstehen - doch es gibt noch reichlich Skepsis

  • Reinhard Schwarz, Hamburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Ort steht schon fest: In der Speicherstadt im Hamburger Hafen ist eine »Panik-City« geplant. Hier sollen Exponate aus dem Leben Udo Lindenbergs präsentiert werden. Auch kreativen Talenten wird eine Förderung in Aussicht gestellt. Doch die Finanzierung bereitet Probleme.

Dort, wo in Hamburg einst Kaffee, Tee und Gewürze lagerten, wird mittlerweile Kultur ganz groß geschrieben. In der Speicherstadt, irgendwo zwischen Miniatur-Wunderland und der Gruselshow »Hamburg Dungeon«, soll irgendwann auch eine »Panik-City« entstehen. Ein Udo Lindenberg-Museum, in dem der Allround-Künstler seine Werke ausstellen kann und junge Musiktalente ihre ersten Schritte unternehmen. Es soll ein Ort der Kreativität werden, mit Arbeits- und Proberäumen sowie einem Aufnahmestudio und einer »Panik-Bar«. 2012 hatte der in Gronau in Westfalen geborene Sänger, Schlagzeuger und Maler der Hansestadt ein derartiges Projekt angeboten, seitdem laufen die Verhandlungen - hinter verschlossenen Türen.

»Die Stadt hat Udo Lindenberg ein Angebot für einen Standort in der Speicherstadt unterbreitet«, erklärte Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. »Das Angebot liegt Udo Lindenberg vor und wird jetzt geprüft.« Mit einbezogen in die Verhandlungen ist die städtische Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), der ein Teil der Speicherstadt gehört. Der Panik-Rocker selbst hält sich bedeckt, eine Anfrage blieb bisher unbeantwortet. Arno Köster von der Udo-Lindenberg-Stiftung wollte sich zu dem Thema nicht äußern und verwies auf den Künstler.

Unklar ist weiterhin die Finanzierung. Von Umbaukosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro ist die Rede. »Die Frage stellt sich: Kann Udo Lindenberg das Projekt selbst stemmen, oder bedarf es öffentlicher finanzieller Unterstützung?«, erklärte Dietrich Wersich, CDU-Fraktionschef in der Hamburgischen Bürgerschaft. »Eine ›Panik-City‹ würde Hamburg sicherlich schmücken«, so Wersich. Doch es dürfe nicht sein, dass die Stadt das Risiko trägt. Ähnlich äußert sich auch Christa Goetsch (Grüne): »Udo Lindenberg ist eine große Persönlichkeit Hamburgs. Sein künstlerisches Schaffen ist einzigartig. Ein Lindenberg-Museum sollte jedoch nicht staatlich finanziert, sondern aus privaten Mitteln betrieben werden.«

Skepsis auch bei der LINKEN. »Ob die Person Udo Lindenbergs ein Museum trägt, möchte ich bezweifeln«, erklärte Bürgerschaftsabgeordneter Norbert Hackbusch. »Zumindest möchte ich erstmal ein Konzept sehen, bevor ich mich festlege.« Nach Informationen von Hackbusch habe der Kulturausschuss der Bürgerschaft den Senat aufgefordert, bis zum 30. September über die Verhandlungen zwischen dem Lindenberg-Management und der Hansestadt zu berichten. Die Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) habe erklärt, so Hackbusch, »es müssten noch unendlich viele Fragen geklärt werden«.

Lindenberg will grundsätzlich keine staatliche Förderung - das hatte er jedenfalls bereits im vergangenen Jahr signalisiert. Im Juni 2012 hatte Kultursenatorin Kisseler noch erklärt: »Ich glaube, das kann jetzt eine runde Sache werden. Wir haben in der Speicherstadt Räume gefunden, die man für das Museum nutzen kann.« Die Politik agiert weiterhin vorsichtig. »Im Moment werden alternative Finanzierungsmöglichkeiten geprüft«, sagte SPD-Kulturpolitikerin Gabi Dobusch: »Wir warten erstmal, wie sich die Lage entwickelt.«

Doch schon einmal hatte die Politik die Chance nicht ergriffen, als der Panik-Rocker, der seit Jahren im Hotel Atlantic an der Alster logiert, der Hansestadt das Projekt einer »Bunten Republik Deutschland« anbot. Die Unterlagen dazu verstauben wohl mittlerweile in den Archiven.

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