»Pflege-Bahr« nicht für jeden geeignet

Lohnt sich die private Zusatzversicherung im Pflegefall?

  • Lesedauer: 3 Min.
Wer eine private Zusatzversicherung für den Pflegefall abschließt, bekommt seit Jahresbeginn 60 Euro Zuschuss vom Staat. Der Vorteil: Auch ältere und kranke Menschen können sich ohne Vorbedingungen versichern. Nach Angaben von Verbraucherschützern gilt es vor dem Abschluss aber einiges zu beachten.

Wie viele geförderte Pflege-Zusatzversicherungen gibt es?
Bislang bieten knapp zehn Versicherer solche Policen an, darunter HUK, Barmenia und DKV.

Unter welchen Voraussetzungen zahlt der Staat Zuschuss?
Die Zulage von jährlich 60 Euro wird dann gezahlt, wenn der Beitrag für eine Pflege-Tagegeldversicherung bei mindestens 120 Euro pro Jahr liegt und der Vertrag eine spätere Leistung von wenigstens 600 Euro monatlich in Pflegestufe III vorsieht.

Dürfen Versicherer eine Gesundheitsprüfung verlangen?
Nein. Das ist vor allem ein Vorteil für ältere Menschen und solchen mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck. Für sie kann sich eine geförderte Zusatzversicherung lohnen. Die Versicherer dürfen sie nicht ablehnen und auch nicht wie sonst üblich Risikozuschläge erheben oder Leistungen ausschließen.

»Pflege-Bahr« für jeden?
Nein, zwar kann der Vertrag bis zu drei Jahre ruhen, wenn der Versicherte hilfebedürftig wird und zum Beispiel Sozialhilfe bekommt. Geringverdiener sollten sich den Abschluss aber genau überlegen, auch weil die Leistungen der Versicherung im Pflegefall auf die Grundversorgung angerechnet werden.

Lohnt es sich für junge Leute?
Je jünger ein Kunde bei Vertragsabschluss ist, desto geringer ist der Monatsbeitrag. Allerdings wird ein Beitrag von 15 Euro monatlich in den meisten Fällen nicht ausreichen, um spätere Versorgungslücken zu schließen. Für die Pflegestufe III zahlt die gesetzliche Pflegeversicherung 1550 Euro, ein Pflegeheimplatz kostet aber im Schnitt heute über 3200 Euro. Experten gehen zudem davon aus, dass beim »Pflege-Bahr« künftig mit höheren Beiträgen zu rechnen ist, wenn viele kranke Menschen aufgenommen werden und die Aufwendungen für die Pflege dadurch steigen.

Worauf muss ich noch achten?
Experten empfehlen Tarife, die für alle drei Pflegestufen gelten. Dabei sollte man auch auf eine Anpassung der Leistungen an die allgemeine Inflationsrate achten (Dynamisierung). Dadurch steigen zwar die Beiträge, ein künftiger Wertverlust des vereinbarten Pflegetagegeldes wird aber verhindert. Zu beachten ist auch, dass Versicherte im Pflegefall Leistungen generell erst nach einer Wartezeit von maximal fünf Jahren beanspruchen können.

Was leistet die Zusatzversicherung gegen Demenz?
Die Leistungen bei Demenz sind zu gering. Wird ein beim Vertragsabschluss 50-jähriger Kunde in Pflegestufe 0 eingestuft, hilft ein monatlicher Betrag von 60 Euro nur wenig. Allein ein Tag in der Tagespflege für Demente kostet heute mehr als 70 Euro.

Kann ich die Pflegevorsorge dann ergänzen?
Das ist immer möglich. Manche Versicherer bieten im gleichen Tarif ohne neuen Vertrag mehr Pflegegeld an. Bei anderen kann man eine zusätzliche, aber dann ungeförderte Pflegeversicherung extra abschließen. In diesem Fall ist aber eine Gesundheitsprüfung unumgehbar. AFP/nd

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