Der leichteste Titel

Alba Berlin gewinnt mit nur zwei Heimsiegen seinen siebenten Basketballpokal

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Basketballer von Alba Berlin haben am Sonntag durch ein 85:67 gegen Ulm den deutschen Pokal gewonnen. Für den siebenten Cupsieg in der Geschichte mussten die Hauptstädter lediglich zwei Heimsiege einfahren.

Die Frage, warum die Spieler von Alba Berlin ausgerechnet im Pokalhalbfinale gegen Bayern München endlich wieder gut gespielt hatten, beantwortete Trainer Sasa Obradovic mit einem Augenzwinkern: »Wir haben uns ja seit dem Saisonstart nur auf dieses Spiel vorbereitet.« Dass die 48 Pflichtspiele in Euroleague und Bundesliga zuvor nur Aufwärmprogramm für den eigentlich unwichtigsten Wettbewerb Albas gewesen sein sollen, war selbstredend nicht ernst gemeint. Doch die Aussage machte klar, dass der BBL-Pokal in diesem Jahr der einfachste Titel für die Berliner sein würde. Zwei Siege - mehr waren nicht nötig. Also bitte ein bisschen Konzentration, und dann klappt das schon. Zumal mit Heimvorteil - und den nutzte Alba aus.

So ein »Top Four« im deutschen Basketball ist eine merkwürdige Angelegenheit. Vier Fanblöcke von vier Mannschaften sitzen in der großen Halle. Zwei von ihnen sehen immer gelangweilt zu, während sich die anderen gerade die Seele aus dem Leib brüllen. Zwei Halbfinale am Samstag, Spiele um Bronze und um den Pokal am Sonntag. So weit so gut.

Doch damit überhaupt genügend Zuschauer in die Halle kommen, muss sich der Gastgeber - dieses Mal Alba Berlin - sportlich gar nicht qualifizieren. Also direkt ins Halbfinale, das die Berliner gegen den FC Bayer München schon im zweiten Viertel vorentschieden, als sie sich mit zwölf Punkten in Serie auf 48:31 absetzten. Vor allem unter dem gegnerischen Korb holten sie sich nach eigenen Fehlwürfen viele Offensivrebounds. »Das hat Alba nicht nur immer neue Wurfchancen gebracht, sondern auch viel Selbstbewusstsein in so einem wichtigen Spiel«, analysierte Bayerns Trainer Svetislav Pesic. Alba brachte das Spiel sicher mit 92:83 nach Hause. Den Bayern blieb nach einem Sieg gegen Quakenbrück nur Platz drei.

Im Finale gelang Alba lange Zeit kein solcher Zwischenspurt. Vor allem, weil die Ulmer in Person von »Big« John Bryant unter den Körben mehr entgegenzusetzen hatten. Allein 15 der ersten 24 Punkte Ulms gingen auf dessen Konto. Der 2,11 m große 127-Kilo-Koloss traf sogar Dreipunktwürfe und entschied das erste Viertel mit 24:22 fast im Alleingang für Ulm. In den ersten knapp drei Minuten ohne Bryant erzielte Ulm dann zwar keinen Feldkorb mehr. Doch Alba traf nicht mehr so selbstverständlich wie noch gegen die Bayern und kam bis zur Halbzeitsirene nur auf 38:39 heran.

Je knapper ein Spiel am Ende ist, desto wichtiger wird der Heimvorteil im Basketball. Das hatte Alba in der Liga kürzlich bei Niederlagen in Hagen, Quakenbrück und Frankfurt selbst erfahren. Nun mussten die Ulmer Pfeifkonzerte ertragen. Vor allem in der zweiten Finalhälfte, als sich die Berliner Stück für Stück absetzten und schließlich 85:67 gewannen. »Mehr Rebounds und mehr Freiwürfe entscheiden große Spiele«, sagte Albas Trainer Sasa Obradovic. In beiden Pokalspielen anno 2013 war sein Team genau in diesen Belangen überlegen.

Der siebente Pokalerfolg ist Albas erster Titel seit 2009. Dementsprechend wurde gefeiert in der Arena am Ostbahnhof. »Ein Riesengefühl, den Pokal vor unserem eigenen Publikum zu gewinnen. Wir sind überglücklich«, sagte Nationalspieler Heiko Schaffartzik. Den Ulmern blieb Silber und die Erkenntnis, dass es im kommenden Jahr für sie einfacher wird. Dann steigt das »Top Four« in Ulm.

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