Trübe Aussicht auf Arbeitsmarkt

Im März waren über drei Millionen Menschen in der Bundesrepublik ohne Arbeit

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschlechtert sich. Doch Regierungsvertreter wollen davon nichts wissen und reden die Entwicklung schön.

Der lang anhaltende Winter und die Eurokrise drücken auf den Arbeitsmarkt. Im März waren in Deutschland 70 000 Menschen mehr arbeitslos als im Vorjahresmonat, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mit. Vertreter der Bundesregierung sprachen weiterhin von einem stabilen Stellenmarkt. Skeptisch äußerten sich der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Grünen und die LINKE.

3,089 Millionen Menschen waren im März arbeitslos gemeldet. Das sind nur 58 000 weniger als im Februar. Die Arbeitslosenquote sank leicht um 0,1 Punkte auf 7,3 Prozentpunkte. Saisonbereinigt waren aber 13 000 Bürger mehr ohne Arbeit. Auch die Zahl der offenen Stellen sank im Vergleich zum März 2012 um 47 000 auf 444 000 freie Arbeitsplätze. Für BA-Chef Frank-Jürgen Weise zeigt sich der Arbeitsmarkt dennoch »relativ unbeeindruckt von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und entwickelt sich solide weiter«. Den Anstieg der Arbeitslosenzahlen gegenüber dem Vorjahr führt er auf die anhaltend niedrigen Temperaturen zurück.

Auch Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) äußerte sich optimistisch. Der Arbeitsmarkt sei »weiter robust und grundstabil«. Zwar bleibe die Frühjahrsbelebung leicht hinter der üblichen Dynamik zurück, aber die zuletzt wieder besser in Fahrt gekommene Konjunktur bringe »positive Signale für den weiteren Jahresverlauf«. Für Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) steht die deutsche Wirtschaft nach dem Tief der letzten Monate wieder an der Schwelle zur Erholung. »Diese wird im Frühjahr einsetzen und während des Jahres weiter an Fahrt gewinnen«, so Rösler.

DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach warnte hingegen, dass sich im letzten Monat mehr als 200 000 Menschen neu arbeitslos melden mussten. »Die noch relativ stabile Grundverfassung des Arbeitsmarktes darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass mehr Menschen ihren Job verloren haben als im Vorjahr«, sagte sie. Dies sei ein deutlicher Hinweis darauf, dass Unternehmen zum Teil wieder mehr Arbeitskräfte entlassen.

Für die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der LINKEN im Bundestag, Sabine Zimmermann, geht die schwächere Frühjahrsbelebung nicht nur auf den anhaltenden Winter zurück, sondern auch auf den Sog der Krisenländer, deren Probleme der Kurs der deutschen Regierung verschärft. »Das Zypern-Desaster verunsichert die Menschen bei uns, ob ihre Einlagen sicher sind«, so Zimmermann. Das Agieren von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei Gift für die Konjunktur und Beschäftigung in Deutschland. Statt Kürzungsdiktate brauche es in den Krisenländern Wachstumsprogramme und in Deutschland »kräftige Lohnerhöhungen«.

Auch Birgit Pothmer, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Grünen, erhob Vorwürfe gegenüber der Bundesregierung. So sei jeder dritte Erwerbslose langzeitarbeitslos und Millionen Beschäftigte arbeiteten unter prekären Bedingungen. »Trotzdem legt Arbeitsministerin von der Leyen keinen Ehrgeiz an den Tag, diese Probleme anzugehen«, erklärte Pothmer. Vor allem Minijobs seien eine Niedriglohnfalle, die sich besonders für Frauen als eine berufliche Sackgasse erwiesen.

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