Ein Plädoyer für Hauptschüler

DGB fordert mehr Chancen auf dem Lehrstellenmarkt

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Berlin (dpa/nd). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat die Wirtschaft aufgefordert, Hauptschülern wieder mehr Chancen auf dem Lehrstellenmarkt zu geben. »Weite Teile der Unternehmen haben Hauptschüler anscheinend abgeschrieben. Immer weniger Betriebe geben diesen jungen Menschen eine Ausbildungschance«, kritisierte die DGB-Vize-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock am Donnerstag.

Die Gewerkschafterin berief sich dabei auf eine Analyse im jüngsten Nationalen Bildungsbericht von Bund und Ländern, nachdem inzwischen die Hälfte aller Ausbildungsberufe für Jugendliche mit nur Hauptschulabschluss »faktisch« verschlossen sei. Sehrbrock: »Die Klagen der Wirtschaft über den Fachkräftemangel und die schlechten Chancen von Hauptschülern auf dem Ausbildungsmarkt passen nicht zusammen.« Die Abschottung vieler Lehrberufe für Jugendliche mit niedrigen Schulabschlüssen müsse beendet werden.

Die Zahl der Jugendlichen in den Warteschleifen des Übergangssystems sei zwar insgesamt gesunken, sagte Sehrbrock. Doch diese erfreuliche Entwicklung wirke sich für Hauptschüler kaum aus. Mittlerweile hätten 52 Prozent der Jugendlichen in den Warteschleifen einen Hauptschulabschluss. Das durchschnittliche Einstiegsalter von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss in eine betriebliche Lehre sei inzwischen wegen der langen Wartezeiten auf einen Vertrag auf 19,2 Jahre gestiegen.

»Dabei blühen aber gerade junge Menschen, die in der Schule nicht so erfolgreich waren, im betrieblichen Alltag häufig geradezu auf«, sagte die DGB-Vize. Betriebe sollten deshalb bei der Auswahl ihrer Auszubildenden gezielt auch vermeintlich schwächeren Jugendlichen einen Lehrvertrag anbieten. »Hierzu brauchen die Unternehmen auch Hilfe. Deshalb sollten ausbildungsbegleitende Hilfen zu Regelangeboten für die Betriebe ausgebaut werden.« Projekte bei einzelnen Unternehmen hätten gezeigt, wie erfolgreich dies sein könne.

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