Kontrolle über Datenströme
Robert D. Meyer über die die Drosselung der Internetgeschwindigkeit bei der Telekom
Die Deutsche Telekom will künftig die Internetgeschwindigkeit jener Kunden drosseln, die zu viel Datenaufkommen produzieren. Im günstigsten Tarif liegt die Obergrenze bei 75 Gigabyte. Glaubt man den Verlautbarungen des Rosa Riesen, dann schöpft der durchschnittliche Kunde das Kontingent noch nicht einmal zur Hälfte aus. Warum dann also jetzt dieser Schritt, obwohl kein akuter Bedarf zu bestehen scheint?
Der Markt für schnelle Internetanschlüsse steht durch eine Entscheidung der Deutschen Telekom möglicherweise vor einer grundlegenden Veränderung. Wer für viel Datenaufkommen sorgt, dem soll künftig die Geschwindigkeit gedrosselt werden. Mehr
Die Antwort darauf findet sich im Kleingedruckten. Bei der Telekom will man sich für den wachsenden Markt der digitalen Unterhaltungsangebote rüsten. Dort mischt der Bonner Konzern mit eigenen Angeboten aus den Bereichen Video, Musik, Sprachtelefonie und virtuellen Festplatten selbst kräftig mit.
Unliebsame Konkurrenz kann sich die Telekom vom Hals halten, da sie sowohl die Infrastruktur in Form des Internetzugangs als auch unzählige eigene Webinhalte zur Verfügung stellt. Will ein Konkurrent dennoch uneingeschränkt auch bei Telekom-Kunden verfügbar sein, wird er künftig zu einer Kooperation mit dem Konzern gezwungen. Das verzerrt nicht nur den Markt, sondern gefährdet gleichzeitig die Freiheit des Internets, wie wir es bisher kennen.
Solch eine Macht über die Datenströme kann schnell zu einem möglichen Missbrauch durch den Kontrolleur führen, wenn dieser darüber entscheidet, was wir nutzen können. Die Netzneutralität ist in Gefahr.
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