Ciao, ciao, Amigo!
Gabriele Oertel über den Umgang mit dem Fall Hoeneß durch bayerische Eliten
Während der Bundestagswahlkampf eher verhalten vor sich hinplätschert, fliegen fünf Monate vor der Landtagswahl in Bayern tüchtig die Fetzen. Als hätte die CSU mit der Hoeneß-Affäre nicht genug Ärger am Hals, ging sie jetzt auch noch ihres Fraktionschefs verlustig, der seiner Gattin als Büromitarbeiterin auf Kosten der Steuerzahler ein üppiges Salär zukommen ließ. Keine guten Nachrichten für Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer, der sowohl von den Vorwürfen der Steuerhinterziehung des FC-Bayern-Präsidenten frühzeitig informiert war, als auch die Selbstbedienungsgepflogenheiten in 17 Abgeordnetenbüros seiner Landtagsfraktion kannte. Da ist es also wieder - das gute alte Amigo-Image, das die Christsozialen nach Strauß und Streibl längst hinter sich gelassen glaubten. Oder über die Stoiber-Jahre einfach nur diskreter betrieben. Spätestens seit der mit Liebeserklärungen garnierten mehr als halbherzigen Distanzierung vom plagiierenden Freiherrn zu Guttenberg wurde ad absurdum geführt, dass Filz und Vetternwirtschaft im Freistaat tatsächlich verschwunden sind.
Ob das Bayerns Wähler wirklich stört, wird der September bringen. Bislang hat eine große Mehrheit von ihnen der CSU, inklusive dem Karl-Theodor oder dem Uli, stets die Treue gehalten. Doch Seehofer weiß freilich nicht zuletzt aus der Erfahrung im Nachbarländle mit ähnlich klebriger Geschichte, dass sich das flugs ändern kann. Und manch heutiger Anhänger dann vielleicht mit Begeisterung singen: Ciao, ciao, Amigo.
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