Rechtsradikale polieren ihr Image auf

Front National setzt nicht mehr zuerst auf Schlägertypen mit Glatze, sondern griffige Politparolen

  • Lesedauer: 2 Min.
Die rechtsradikale Front National (FN) macht sich gesellschaftsfähig und gewinnt mit griffigen Politparolen zunehmend an Masseneinfluss.

Der traditionelle Marsch der rechtsradikalen Front National am 1.Mai durch Paris war diesmal disziplinierter als in früheren Jahren und es fehlten die provokativen Handgreiflichkeiten mit kritischen Beobachtern am Straßenrand. Die neue Vorsitzende Marine Le Pen hat viele der glatzköpfigen Schlägertypen aus der Partei gedrängt. Das gehört zu ihrem Kurs, nicht nur mit populistischen Parolen Masseneinfluss zu gewinnen und die »institutionelle« Rechte zu zwingen, auf ihre Argumente einzugehen, sondern auch das Image der Front National aufzupolieren und sie als »Partei wie jede andere« darzustellen.

In ihrer Rede frohlockte die FN-Vorsitzende: »Den Kampf der Ideen haben wir schon gewonnen. Sie dominieren die politische Diskussion. Wir sind das Zentrum im Gravitationsfeld der öffentlichen Debatte in Frankreich.« Für die Franzosen, die unter der Krise und dem Diktat Europas leiden, sei die FN ein »Licht der Hoffnung«. Die Front National sei »auf dem besten Wege, die Patrioten von rechts und links zu sammeln«.

Die Partei ist auf dem »Marsch durch die Institutionen«. Voller Optimismus bereitet sie sich bereits auf die Kommunal- und Europawahlen 2014 vor, nachdem sie im vergangenen Jahr bereits mit zwei Abgeordneten in die Nationalversammlung einziehen konnte. Zuvor hatte Marine Le Pen im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen mit 6,4 Millionen Stimmen den dritten Platz nach Hollande und Sarkozy errungen. Heute, so ergab eine aktuelle Umfrage, würde sie mit 23 Prozent der Stimmen auf dem zweiten Platz nach Sarkozy (34 Prozent) und vor Hollande (19 Prozent) landen.

Erfolgreich besetzt die FN unter Le Pen alle Felder der aktuellen Auseinandersetzungen - von der Ablehnung der »von Europa diktierten« Maßhaltepolitik und der Solidarität mit Franzosen, die ihre Arbeit verlieren, über die ausländerfeindliche Losung »Frankreich den Franzosen« und die Warnung vor der Terrorgefahr des »radikalen Islamismus« bis zur Forderung nach hartem Durchgreifen gegen Kriminalität, Drogen, aber auch gegen Steuerflucht und Korruption. Mit solch holzschnittartigen und griffigen Politprolen, von denen viele bei rechten wie linken Parteien entlehnt, dann aber vergröbert und verstärkt wurden, hat Marine Le Pen in der relativ kurzen Zeit seit ihrer Wahl an die Spitze der FN Anfang 2011 Masseneinfluss gewonnen und die Partei aus der Schmuddelecke der politischen Szene herausgeholt.

Im Hinblick auf die nächsten Wahlen wird in Städten und Gemeinden die Forderung der Basis der rechten Einheitspartei UMP nachdrücklicher, örtliche Bündnisse mit den FN-Politikern zu schließen, um die Sozialisten und die anderen linken Parteien zu schlagen - und nie wieder zurück an die Macht zu lassen. RK

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