Wieso nicht gleich in Fraktur

Sarah Liebigt über Berliner Schwabenhass

  • Lesedauer: 1 Min.

»Kauft nicht bei Schwab'n« steht an der Wand. Hingeschmiert, typisch hektisches Graffiti eben. Ein paar hundert Meter weiter steht »Schwabe verpiss dich«. Welch Meisterleistung irrgeleiteten Anti-Gentrifizierungshumors. Wer jetzt noch lacht, sollte sich eine Spraydose besorgen und dem Schriftzug die nötigen Zacken und Kanten verpassen. Schließlich sieht so ein Spruch nur in Frakturschrift auch nach dem aus, wonach er klingt.

Ich kann nicht anders, ich versuche mir die linksökoalternativen Bewohner Prenzlauer Bergs in Braunhemden vorzustellen. Es gelingt fast. Aber eben nur fast.

Der Spätzlekrieg, in dem alles Süddeutsche über einen Kamm geschert wird (egal ob es bayrische Bäcker, fränkische Fassbiere oder eben schwäbische Schrippen sind), bedient sich nun der Naziparolen. Und zieht damit jeden sachlichen Versuch, Probleme wie Gentrifizierung, Verdrängung und miese Mietenpolitik zu diskutieren, noch ein Stück weiter in den Dreck. Noch ein bisschen Stahlbeton zum Verhärten der Fronten, noch ein bisschen Futter für all jene, die bloß noch böse mit dem Kopf schütteln, möchte man sie darauf hinweisen, dass die Berliner Innenstadt nun mal ein Problem hat.

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