Die Saat des Einflusses

Grit Gernhardt über Riesengeschäft in der Agrar- und Lebensmittelindustrie

  • Lesedauer: 1 Min.

Rund 750 Milliarden Euro erwirtschaften Agrar- und Lebensmittelindustrie in der EU jährlich - ein Riesengeschäft vor allem für Großkonzerne, die den Lebensmittel- und Saatgutmarkt längst unter sich aufgeteilt haben. Hobbygärtner, die Sämereien und Keimpflanzen tauschen, spielen höchstens eine marginale Rolle. Umso verwunderlicher, dass Bundesagrarministerin Ilse Aigner sich bei der Bewertung der neuen EU-Saatgutrichtlinie so vehement für die Interessen der Laubenpieper einsetzt. Gleichzeitig überschlägt sich EU-Verbraucherschutzkommissar Tonio Borg geradezu mit Beteuerungen, dass Kleinunternehmen und Privatpflanzern keine Nachteile durch die anstehenden teure, europaweite Registrierungspflicht für Saatgut entstehen sollen und alte Pflanzensorten von den Tests ausgenommen werden.

Doch die Beschwichtigungen können die Bedenken von Umweltverbänden und Kleingärtnern nicht zerstreuen: Zu groß ist der Einfluss von Lebensmittelkonzernen wie Nestlé und Saatgutmultis wie Bayer, BASF und Monsanto auf die EU-Gesetzgebung. Dass sich die Lobbyisten beim aktuellen Reformpaket zurückgehalten haben, ist schwer zu glauben. Am Ende wird die Saat des Einflusses wieder einmal aufgehen, die Herrschaft der Konzerne über die Nutzpflanzen weiter vergrößern und damit die Vielfalt im Gemüsebeet und auf dem Teller weiter verringern.

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