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Trocken bis stürmisch

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bündeln erfolgreich Klimadaten

  • Harald Lachmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen koordinieren seit letztem Jahr ihre Klimadaten und meteorologischen Messungen. Kommunen und Betrieben liefern sie damit eine verlässliche Basis für eigene Betroffenheitsanalysen sowie ökologische Anpassungsstrategien.

Falk Böttcher steht an der Thermometerhütte der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im sächsischen Oschatz und checkt die aktuellen Werte. Die Anlage misst zwei Meter über dem Boden kontinuierlich Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit. »Langsam könnte es mal wieder regnen«, murmelt er - weiß aber, dass es zunächst wohl nicht so sein wird. Dann inspiziert der Meteorologe zwei Masten, die in zwölf beziehungsweise sechs Metern Höhe Windgeschwindigkeit, Sonnen- und Globalstrahlung messen.

Wie feucht ist das Korn?

Böttcher müsste das nicht selbst tun, denn die Station liefert wie alle 116 im Einzugsbereich der DWD-Regionalzentrale Leipzig die Daten online auf die Rechner in der Messestadt. Doch manchmal will er doch selbst nach dem Rechten schauen. Immerhin vertraut man in den Kommunen der Region sowie in Unternehmen, wo meist unter freiem Himmel gearbeitet wird, den täglichen Informationen durch die Wetterfrösche. »Die Landwirte erhalten etwa tagesaktuell verlässliche Aussagen zu Heutrocknungsgrad, Kornfeuchte, drohendem Schädlingsbefall oder Aussaatbedingungen«, erläutert Böttcher. Die Leipziger DWD-Experten schauen freilich ebenso pedantisch über den Tag, ja auch die Saison oder das Jahr hinaus - vor allem was ihre Klimadiagramme, die Prognosen und die Handlungs- empfehlungen betrifft. Und mit ihnen tun es ihre Kollegen etwa im thüringischen Sonneberg, im sachsen-anhaltischen Oppin oder im sächsischen Tharandt. Dass dies nicht parallel sondern geplant länderübergreifend geschieht, regelt seit dem Vorjahr ein gemeinsames Regionales Klima-Informationssystem (ReKIS). Anfang 2012 fiel hierbei der Startschuss zu einem einheitlichen Internetauftritt.

Regionale Modelle

Seither sind die Klimadaten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen auch für Nutzer der jeweils anderen Länder abrufbar. Falk Böttcher hält derlei Kooperationen für unverzichtbar. »Der Klimawandel erfordert ein immer besser abgestimmtes Agieren und mehr Datenaustausch«, sagt er. Anders komme man dessen Folgen nicht bei - etwa stärkeren Wechselfrostwirkungen, schwereren Stürmen im Sommer wie im Winter, höheren Erosionsrisiken oder veränderten Vegetationsspannen. Zweimal am Tag präzisieren Böttcher und seine Leute auch die Waldbrandwarnstufen.

Durchaus nicht im Gegensatz zu diesem Brückenschlag verweist Wilfried Küchler vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie darauf, dass allzu weitgreifende - mithin globale - Klimamodelle »keine belastbaren kleinräumigen Aussagen zur Abschätzung der Auswirkungen des Klimawandels« liefern. Deren Auflösung sei dafür schlicht »zu grob«. So wären regionale Modelle der künftigen Klimaentwicklung unerlässlich.

Neben dem DWD wird ReKIS auch vom Tschechischen Hydrometeorologischen Institut fortlaufend mit Messwerten beliefert. Simulierte Daten steuern zudem das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau, das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, das Potsdamer Institut für Klimaforschung sowie ein internationales Netzwerk namens Climate Limited-area Modelling (CLM) bei.

Den Nutzern in Kommunen und Betrieben stehen permanent aktualisierte und erweiterte Karten, Grafiken, gerasterte Klimadaten, ein Auswertungstool sowie ein Downloadbereich zur Verfügung. Dieser Kompetenzbündelung von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen misst man übrigens auch bundesweit unter Meteorologen eine Vorreiterrolle zu. Nur am Rande: Auch gleich zwei der zwölf Klimareferenzstationen des DWD arbeiten in Sachsen - auf dem Fichtelberg und in Görlitz.

Ein Drittel weniger

Und was fand man zuletzt heraus? Laut den Daten und aktuellen Simulationen im ReKIS-Verbund lässt der Sommer in Mitteldeutschland »einen markanten Rückgang der monatlichen Niederschlagssummen« erwarten. Obgleich sich die winterlichen Ergüsse »bis 2100 nur unwesentlich verändern«, so die Prognose, falle im Jahresmittel in mancher Region um fast ein Drittel weniger Regen. Denn der Winter könne das Niederschlagsdefizit des Sommers »bei weitem nicht ausgleichen«.

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