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Einzelhandel: Warnstreik bei Ikea

Gewerkschaft eingerichtet auf lange Tarifrunde

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die regnerische Witterung tat der Motivation keinen Abbruch, als am Montag das IKEA-Möbelhaus im hessischen Hofheim-Wallau von der jüngsten Streikwelle im Einzelhandel erfasst wurde. IKEA gilt als wirtschaftlich sehr gut aufgestellter Konzern und war erst 2011 offiziell in den Arbeitgeberverband für den Einzel- und Versandhandel eingetreten.

Die schwedische Möbelhauskette ist ein gewichtiges Mitglied im Unternehmerlager und daher für die zuständige Dienstleistungsgewerkschaft ver.di der richtige Ort für erste Nadelstiche in einer wohl sehr langen Tarifrunde. Der Streik beginnt schon frühmorgens um 3.30 Uhr, als erste Beschäftigte in Logistik und Warenversorgung die Arbeit niederlegen. Später kommen Verkauf, Kundenservice, Restaurant und Verwaltung hinzu. »Die Mehrheit der für diesen Tag eingeteilten Beschäftigten streikt mit«, sagt ein ver.di-Mann. »Die Streikbrecher, die heute noch rein sind, sollten sich überlegen, ob sie beim nächsten Mal nicht besser draußen stehen und den eigenen Tarifvertrag verteidigen.«

Schließlich gehe es mit der Kündigung des Manteltarifvertrags durch den Unternehmerverband jetzt »ans Eingemachte«. Die auf der Abschussliste des Arbeitgeberverbands stehenden Lohnzuschläge etwa für Spätöffnungs- und Nachtarbeit »können sich leicht auf bis zu 300 Euro pro Monat summieren«, so der Gewerkschafter. Für Empörung sorgt auch, dass die Arbeitgeber künftig reguläres Verkaufspersonal zu Regalauffüllern degradieren und ihr Einkommen um mehrere hundert Euro pro Monat kürzen wollen.

Sich wehren und streiken hat die IKEA-Belegschaft seit der Eröffnung des Betriebs im Jahre 1977 Schritt für Schritt gelernt. Als Erfolg können die Interessenvertreter verbuchen, dass der Anteil von Leiharbeitern im Betrieb stark zurückgegangen ist und etliche ehemalige Leiharbeiter in die Stammbelegschaft übernommen wurden. Neue Leiharbeiter werden nur nur bei Bedarfsspitzen angeheuert. »Es gab Zeiten, da wurde man hier als Streikposten weggetrieben«, erinnert sich ein Gewerkschafter: »Das ist jetzt entkrampfter.« Sichtbares Zeichen hierfür ist das unübersehbare ver.di-Zelt, in dem die Streikenden Schutz vor Regen finden, sich in Streiklisten eintragen und miteinander reden, essen und trinken. Die Gewerkschafter wissen, dass sie in dieser Tarifrunde einen langen Atem brauchen und auch auf die Solidarität der Kundschaft angewiesen sind.

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