Schwitzen für den Traum NBA

Basketballer Dennis Schröder hofft darauf, im Draft von einem US-Profiklub ausgewählt zu werden

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.
Der 19-jährige Basketballer Dennis Schröder will in der kommenden Woche einen NBA-Vertrag unterschreiben. Vorher muss er viel trainieren und vor allem zittern, ob ihn überhaupt ein Klub haben will.

Die NBA ist gerade im glänzenden Gewand unterwegs. Die US-Basketballprofiliga steckt mitten in der Finalserie zwischen den alten Haudegen der San Antonio Spurs und ihren Nachfolgern der Miami Heat. Morgen steigt das entscheidende Spiel sieben in Florida und alle sind gespannt, ob Superstar LeBron James in seiner Heimathalle, der 20 000 Zuschauer fassenden American Airlines Arena, aus einem 2:3 noch ein 4:3 machen kann. Dennis Schröder schwitzt derweil in viel kleineren Hallen über die gesamte USA verteilt. Der 19-jährige Braunschweiger mit ghanaischen Wurzeln will ab Herbst selbst in der NBA spielen und stellte sich in den vergangenen Wochen bei möglichen Arbeitgebern vor.

Dallas, Milwaukee, Salt Lake City, Boston. Schröder reiste mit seinem Berater Ademola Okulaja überall dorthin, wo man einen schnellen Spielmacher gebrauchen könnte. Ob sie Schröder auch haben wollen, entscheidet sich in genau einer Woche beim NBA Draft 2013 in New York. Dann suchen sich die Teams die besten Talente der Welt aus, schön der Reihe nach. Schröder ist nicht der einzige Deutsche beim diesjährigen Draft, doch Experten trauen nur ihm zu, schon unter den ersten 20 Talenten zu sein. Das wäre ein Hinweis darauf, dass er eventuell auch zum Einsatz kommen könnte. Center Tibor Pleiß war im Jahr 2010 an 31. Stelle dran, doch obwohl die Rechte an ihm in Oklahoma City liegen, bestellten ihn die Thunder bisher nicht nach Übersee.

Schröder sagt, er habe kein Lieblingsteam. »Es ist der Traum jedes Basketballers, in der NBA zu spielen. Mir ist es völlig egal, in welches Team ich komme. Hauptsache, ich komme überhaupt in eins.« Und doch wäre er nicht unzufrieden, wenn er am 27. Juni die Nummer 14 wäre, denn die gehört den Utah Jazz. Nun mag Salt Lake nicht den Glamour von Miami oder New York besitzen, doch Schröder weiß, dass die Jazz zur Zeit nicht einen Aufbauspieler unter Vertrag haben. »Utah wäre sehr gut. Hier könnte ich vielleicht gleich spielen«, hofft er. Walt Perrin, Utahs Vizepersonalchef grinst beim Gedanken an Schröder: »Er muss sich in vielen Dingen verbessern, aber er hat athletische Fähigkeiten, die wir nicht oft sehen.«

Direkt vor Utah dürfen Dirk Nowitzkis Dallas Mavericks ihren ersten »Pick« tätigen. Dass Schröder bald dem deutschen Superstar Pässe zuspielt, ist aber unwahrscheinlich. Der Besitzer der Mavs will seinen ersten Pick eventuell gleich wieder an ein anderes Team verhökern, um Geld für einen großen Star zu sparen. »Natürlich wäre es toll, wenn Dennis mit mir spielen könnte«, sagt Nowitzki. »Aber Mark Cuban hat bereits signalisiert, dass er vielleicht unseren Pick abgeben will. Wir müssen sehen, wie der Abend verläuft.«

Und so trainiert Schröder seit Wochen zweimal täglich mit einem persönlichen Trainer. Unwissend, ob es etwas wird mit dem großen Traum NBA. Dazu Krafttraining und Sprints im Wasser. »Ich habe mich in jeder Woche sehr verbessert«, meint er.

Ansonsten hockt er im Washingtoner Appartment, dass er sich mit einem anderen hoffnungsvollen Talent teilt und postet Interviews auf Facebook für die Fans daheim. Immer vor der selben weißen Wand im engen, schwach beleuchteten Zimmer. »Ich vermisse meine Familie. Ich verbringe sonst viel Zeit mit ihnen«, sagt der 1,86 Meter kleine Mann mit dem flippigen Kurzhaarschnitt.

Vor allem in Braunschweig fiebert man mit gemischten Gefühlen dem kommenden Donnerstag entgegen. Die Phantoms haben Schröder viel Einsatzzeit gegeben, ungewöhnlich bei einem so jungen Spielmacher. Nun laufen sie Gefahr, ihr Juwel gleich wieder zu verlieren. Doch Geschäftsführer Oliver Braun weiß, dass er ihn kaum halten kann. »Wir hatten fast wöchentlich internationale Scouts hier. Dennis wird sicher seinen Weg gehen.«

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