Werbung

Privat vor Katastrophe

Silvia Ottow über eine Beitragserhöhung in der Pflegeversicherung, wie von Steinbrück vorgeschlagen

  • Lesedauer: 1 Min.

Verspricht der SPD-Kandidat für das Bundeskanzleramt, in den nächsten vier Jahren 125 000 zusätzliche Stellen in der Pflege zu schaffen, die nach Tariflohn bezahlt werden sollen, dann dürfte es eigentlich niemanden geben, der diesem Plan seine Unterstützung verweigerte. Auch wenn er mit einer Beitragserhöhung in der Pflegeversicherung verbunden ist. Es hat sich herumgesprochen, wie prekär die Lage in diesem Bereich ist: Minutenpflege in der ambulanten Betreuung, tausendfache unentgeltliche Pflege in der Familie, Windel statt Toilettengang im Pflegeheim und der Verschleiß von Fachkräften, die so schlecht bezahlt werden, dass sie ohne Arbeitslosengeld II ihre Miete nicht bezahlen könnten. All das gehört zum Alltag in der Pflege, es handelt sich nicht um Ausnahmen. Und die Lage verschlechtert sich zusehends: 2030 wird es dreimal so viele Pflegebedürftige geben wie heute.

Wenn man Steinbrücks Vorhaben doch nur ein wenig ernster nehmen könnte! Leider macht einem dabei die Erfahrung einen Strich durch die Rechnung. Warum sollte ausgerechnet in einer künftigen Regierung klappen, was weder Rot-Grün noch Rot-Schwarz geschafft haben und Schwarz-Gelb nicht einmal in Erwägung zog? Privat geht vor Katastrophe, heißt seit langem die Devise in der Pflege. Wer das in Frage stellen will, braucht mehr als eine Wahlkampfparole.

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.