Freunde des Meeres

Hermannus Pfeiffer über eine Ex-SPD-Landesumweltministerin auf Abwegen

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 2 Min.

Kann man den Teufel mit dem Belzebub austreiben? Einen Versuch wagen die »Freunde des Meeres«. Freundin ist eine frühere Greenpeace-Aktivistin und Ex-SPD-Landesumweltministerin, nun in Diensten der Reederei Aida. Freund ist der grüne Umweltsenator einer Stadt, die in wirtschaftlicher Verbundenheit mit der Reederei Aida dahindümpelt. Freund ist auch ein Theaterdirektor und früherer Präsident eines Fußballvereins mit Rebellen-Image, der für die Reederei Aida die bunten Unterhaltungsprogramme an Bord der (Alp-) Traumschiffe managt. Die drei »Freunde« bilden mit anderen C-Promis den Rahmen für Aida-Chef Michael Ungerer. Der Kreuzfahrer hat für sie eine Bürgerinitiative gegründet: »Freunde des Meeres.«

Die PR-Band »Ungerer and Friends« spielt groß auf. Was nützt es schon, an den eigenen paar Kreuzfahrtschiffen herumzudoktern, wo die Freunde doch gleich das sensible Ökosystem Meer »national und international« schützen und erhalten wollen. Oder andersherum? Egal. Damit viele Freunde zusammenkommen, ist die Mitgliedschaft in der neuen Bürgerinitiative kostenlos, ja kostenlos. Teuflischer Plan. Dabei wusste doch schon die Großmutter: »Was nichts kostet, ist nichts.«

Dabei ist gerade in der maritimen Freizeitindustrie noch viel frische Luft nach oben, könnten Freunde des Meeres noch vieles erreichen. Doch Aida dieselt trotz tollem Nachhaltigkeitsbericht (52 Seiten) und Internetlink zum BUND weiterhin ohne Kat und Filter über die sieben Meere. Meldet der NABU, der eigener Interessenspiele auch nicht ganz unverdächtige und daher oft etwas schrille Naturschutzbund: »Beim Branchenführer klaffen Anspruch und Wirklichkeit am weitesten auseinander, seinen jährlich mehr als 600 000 Gästen pustet Aida weiter hochgradig giftige Abgase um die Nase.« Der Naturschutzbund hatte alle bis 2016 für den europäischen Markt vom Stapel laufenden Kreuzfahrtschiffe auf ihre Abgastechnik untersucht: 17 der 20 Schiffe verfügen über keine Abgasreinigung. Am besten schneiden zwei andere Belzebuben ab - TUI und Hapag-Lloyd.

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