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Vogelvergrämer am Hahn

Auf dem Airport im waldreichen Hunsrück haben Falkner besonders viel zu tun

  • Christian Schultz, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Zusammenstöße von Flugzeugen und Vögeln können schlimme Folgen haben. Um solche Unfälle zu verhindern, sind sogenannte Vogelvergrämer im Einsatz - zum Beispiel am Flughafen Hahn in Rheinland-Pfalz.

Hahn. Mit lauten Schreien und kräftigen Flügelschlägen wuchtet sich Berta in die Lüfte. Auf einem Baumstumpf macht sie Halt und sucht nach Vögeln oder Bodentieren wie Mäusen oder Hasen. Berta ist ein dreijähriger Harris Hawk, ein südamerikanischer Wüstenbussard, wie Falkner Walter Zell erklärt. Regelmäßig sind Berta und Zell rund um den Hunsrück-Flughafen Hahn unterwegs, um gefiederte Gäste oder andere Tiere zu vergrämen. So sollen gefährliche Kollisionen mit Flugzeugen vermieden werden.

Birdstrikes nennen Experten solche Vorfälle. Laut Lufthansa Technik können Maschinen ihren Flug nach einem einzelnen Vogelschlag zwar sicher fortsetzen. Doch bei Einschlägen ganzer Schwärme droht den Angaben zufolge in seltenen Fällen das Versagen eines oder mehrerer Triebwerke. Im Jahr 2008 musste etwa eine Ryanair-Maschine nach Zusammenstößen mit Vogelschwärmen in Rom notlanden. Zwei Besatzungsmitglieder sowie acht Passagiere erlitten leichte Verletzungen. Im November 2012 führte ein Vogelschlag an einem Lufthansa-Airbus zu einer Notlandung in Berlin-Tegel, niemand wurde verletzt. Einer der spektakulärsten Fälle war die Notlandung einer Maschine auf dem New Yorker Hudson River im Jahr 2009 - nachdem Gänse in die Triebwerke geraten waren.

Dem Deutschen Ausschuss zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr wurden 2011 insgesamt 976 Kollisionen gemeldet, 53,3 Prozent davon im deutschen Luftraum. 2012 stieg die Fallzahl sogar auf 1169.

Falkner Zell und seine Berta sowie weitere Bussarde und Falken sind am Hahn im Einsatz, um so etwas möglichst unwahrscheinlich zu machen. »Der Harris Hawk kann sehr gut anderen Vögeln folgen und sie so vertreiben«, erklärt Zell. Das können Turmfalken, Mäusebussarde oder Rotmilane sein. Sie wissen: Wenn Berta schreit, ist Gefahr im Verzug. »Die haben dann keine Lust mehr, sich zu nähern.« Vögel wie Berta erspähen auch Urinspuren von Mäusen und vertreiben diese Tiere, wie Karl Hahn erklärt. Er ist Vorfeld-Betriebsleiter und Vogelschlag-Beauftragter des Airports.

Neben den gefiederten Aufpassern sind im Hunsrück auch Foxterrier im Einsatz, betreut vom Vorfeld-Beauftragten. Die Rasse sei früher schon in der Londoner Kanalisation eingesetzt worden, um Mäuse und Ratten - Beutetiere vieler Vögel - zu jagen, berichtet er.

»Wir gestalten das Biotop Flughafen so, dass es für Greifer möglichst uninteressant wird«, erklärt Zell. Dabei würden die Tiere nicht geschossen oder getötet. Es gehe nur darum, sie zu vertreiben. Neben der Vergrämung wird auch darauf geachtet, dass rund um die Piste das Gras nie kürzer als elf bis 14 Zentimeter gemäht wird. Zudem wird der Bewuchs etwa mit Klee und anderen Pflanzen verdichtet. »Dann verliert der Greifer die Sicht auf die Maus.«

Die Dienste der Falkner macht sich der Flughafen seit rund zwei Jahren zunutze - mit Erfolg. 2013 habe es noch keinen Vogelschlag gegeben, berichtet der Vorfeld-Beauftragte. »Ganz ausschließen lässt es sich aber nicht.« Schließlich liege der Airport mitten im waldreichen Hunsrück. »Das ist prädestiniert für Greifer.«

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