Gutachter, Schlechtachter

Silvia Ottow über Leistungsvergabe der Krankenkassen

  • Lesedauer: 2 Min.

Gutachter bei den gesetzlichen Krankenkassen tragen ihren Namen nicht zu Unrecht; sie haben gut zu tun. Ob sie es gut oder schlecht machen, steht auf einem anderen Blatt. In über 100 000 Fällen beugten sie sich 2012 über Krankschreibungen oder Anträge auf medizinische Rehabilitation. Dabei reicht es ihnen in der Regel, sich Papiere durchzulesen oder - wie man anhand vieler Beispiele belegen kann - sich mit den Deckblättern der Unterlagen zu begnügen. Spätestens seit dem Fall des in die geschlossene Psychiatrie verfrachteten Gustl Mollath wissen wir, dass Gutachter die von ihnen zu beurteilenden Menschen oft nie gesehen haben.Wer da zu lange an einer Krankheit kuriert, wird schon mal nach Aktenansicht telefonisch aufgefordert, sich zusammenzureißen. Von abgelehnten Vorsorgekuren oder Reha-Maßnahmen ganz zu schweigen. Das ist wohl eine der leichtesten Übungen der Krankenkassen und mit dem Druck auf die Kosten ganz und gar nicht zu erklären. Bei den jetzigen Überschüssen der meisten großen Kassen müssten sie sich ja momentan großzügig zeigen. Tun sie aber nicht.

Es gehört zum Allgemeinwissen, dass viele Kassenleistungen erst nach dem Widerspruch des Patienten gewährt werden. Und wer dazu nicht in der Lage ist, dem muss man nichts bezahlen - so ist die krude Logik, und zwar schon lange. Man muss nicht die große Gesundheitspolitik bemühen, um diesen Mangel zu beheben. Es reichte, wenn die Kassen ihre Gutachter anweisen, gut auf die Patienten zu achten.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal