Sergej Bubka will noch einmal hoch hinaus

Als jüngster Kandidat für das Amt des IOC-Präsidenten ist der Weltrekordler aus der Ukraine dennoch krasser Außenseiter

  • Sven Buschmann, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Sergej Bubka will hoch hinaus, schon in seiner Stabhochsprung-Karriere hat große Höhen problemlos gemeistert. Der Weltrekordler aus der Ukraine ist der mit Abstand jüngste der IOC-Präsidentschaftskandidaten - und krasser Außenseiter.

So hoch lag die Latte für Sergej Nasarowitsch Bubka noch nie. Der Weltrekordler im Stabhochsprung aus der Ukraine hat bisher fast alle Höhen in seinem Leben genommen, aber IOC-Präsident im ersten Anlauf? »Ich habe große Erfahrung in vielen Bereichen, als Athlet, als Funktionär und als Geschäftsmann. Ich habe die Erfahrung, den Antrieb, die Leidenschaft und die Energie, die olympische Bewegung in eine aufregende, aber auch herausfordernde Zeit zu leiten«, erklärte Multimillionär Sergej Bubka bei der Ankündigung seiner Kandidatur am 28. Mai in St. Petersburg besonders energisch - so als müsse er sich von seiner wirklichen Siegchance erst selbst überzeugen.

Der 49 Jahre alte Olympiasieger von Seoul ist der mit Abstand jüngste Bewerber im Feld. Bubka ist auch der Anwärter mit der erfolgreichsten Vergangenheit als Athlet. 35 Weltrekorde hat er in seiner Karriere aufgestellt, die meisten von ihnen zentimeterweise - mit vollem Kalkül für saftige Geldprämien. Die Bestmarken im Freien (6,14 Meter) und in der Halle (6,15 Meter) hält der sechsmalige Weltmeister noch immer.

Nach seinem Karriereende 2001 erfand er sich als Funktionär neu. »Sport ist in meinem Blut, in meinen Genen. Ich möchte dem Sport etwas zurückgeben«, so der Überflieger voller Pathos. Bubka ist seit 2000 im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und saß als Vorsitzender der IOC-Athletenkommission von 2002 bis 2008 erstmals in der Exekutive der Ringe-Organisation. Bei den Olympischen Spielen im Vorjahr in London wurde er erneut in die IOC-Regierung gewählt. Seit 2007 ist er zudem Vizepräsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF.

Wenn es passt, spricht Bubka auch über privaten Sorgen. Sein 26 Jahre alter Sohn Sergej Bubka jr. spielt Tennis auf der ATP World Tour, war im November 2011 immerhin die Nummer 145 der Weltrangliste. Im November stürzte er bei einem Unfall aus dem dritten Stock seiner Pariser Wohnung und verletzte sich schwer. Er wurde acht Stunden lang operiert und musste sechs Monate an Krücken gehen. Ob er seine Karriere fortsetzen kann, ist unklar.

Bubka gibt sich gern bodenständig und verkauft sich als erfahrener Sports- und Businessmann mit hohem Anspruch an Fair Play, saubere Athleten und Glaubwürdigkeit. Die Dopinggerüchte, die ihn während seiner Laufbahn mehr oder weniger ständig begleiteten, konnte er naturgemäß nie entscheidend entkräften.

Woher sein immenser Reichtum stammt, hat er nie offenbart. Seine Familie zu Hause kümmere sich um seine Geschäfte, so Bubka - eine Bäckereikette mit Brotfabriken und Mühlen. Im Bankgewerbe ist er reich geworden, offenbar unter Mithilfe ukrainischer Oligarchen. 2004 wurde er Präsident der Kiewer Rodovid Bank. Bis zur Verstaatlichung der Bank fünf Jahre später als Folge der Finanzkrise soll er einer der größten Aktionäre gewesen sein und ein geschätztes Vermögen von 260 Millionen Euro angehäuft haben.

Ähnlich wie IOC-Präsident Jacques Rogge macht sich Bubka für eine künftige Bezahlung des des Präsidenten stark, er will sein Salär im Erfolgsfall aber spenden. Auch der Ukrainer hat die Jugend ins Zentrum seines Wahlprogramms gestellt: »Wenn wir uns nicht um die Jugend kümmern, verlieren wir eine ganze Generation.« Sogar einen Jugendbeirat schlägt er vor, und einen Rat der Älteren, die im Erfahrungsaustausch das IOC weiterentwickeln sollen. Die Altersgrenze für seine IOC-Kollegen will er überprüfen, das olympische Programm modernisieren, ohne dabei die Tradition zu verlieren. Alles schon mal da gewesen. Und natürlich Null-Toleranz-Politik beim Doping.

43 Sprünge über die Sechs-Meter-Marke hat Bubka gemacht - beim Wahlfinale in Buenos Aires wird der krasse Außenseiter wohl schon frühzeitig reißen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal