Die Energiewende benötigt Vernetzung

Lokale Selbstversorgung ist laut einer neuen Studie nur in Ausnahmefällen zu erreichen

  • Lesedauer: 2 Min.
Eine Untersuchung im Auftrag des Umweltbundesamts hat ergeben: Die Energieversorgung sollte dezentral sein, aber autarke Energieinseln sind nur in wenigen Gegenden möglich.

Dessau (AFP/nd). Um die Stromversorgung in Deutschland komplett auf erneuerbare Energien umzustellen, ist einer Studie zufolge eine gute Vernetzung unverzichtbar. Zwar könnten sich einzelne Gemeinden autark mit Strom versorgen, ergab die am Dienstag vorgestellte Untersuchung im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA). Solche Energieinseln sind demnach aber eher selten machbar - und in jedem Fall sehr teuer.

Das Umweltbundesamt prüft derzeit, wie die Stromversorgung in Deutschland komplett auf Ökoenergie umgestellt werden kann. Ein mögliches Szenario - laut Studie ein »Extrempunkt« - wäre es, dass sich Dörfer und Stadtteile komplett alleine versorgen. Untersucht wurde nun für ländliche Gemeinden und Stadtteile in Ballungsräumen, ob und unter welchen Bedingungen die Schaffung autarker Energieinseln möglich wäre. Grundlage sind Modellannahmen zu Stromproduktion und -verbrauch, zur Energieeffizienz sowie umfangreiche Wetterdaten.

Am Montag war auf der Nordsee-Insel Pellworm ein Modellprojekt für eine autarke Stromversorgung angelaufen. Geschaffen wurden dafür ein intelligentes Stromnetz und Stromspeicher. Der Studie zufolge ist die Umstellung auf eine autarke Energieversorgung für ländliche Gemeinden im Norden einfacher als für süddeutsche Kommunen auf dem Land. Die Autarkie funktioniere nur, wenn der private Strombedarf inklusive der Energie für Elektroautos berücksichtigt werde.

Der Strom für Gewerbebetriebe und Industrie sei auf diese Weise nicht sicherzustellen. In Stadtteilen in großen Siedlungsgebieten sei eine Energieautarkie nicht machbar. Notwendig wären für Energieinseln vor allem Stromspeicher, die bislang sehr teuer sind. Lokale Erzeugung habe trotzdem in jedem Fall »einen beachtlichen Anteil« an einer Komplettversorgung mit Ökostrom, und lokale Autarkie sei »als Konzept in Einzelfällen unter günstigen Bedingungen umsetzbar« - etwa bei entlegenen Ortschaften oder Inseln.

»Für eine tragfähige regenerative Energieversorgung ganz Deutschlands eignet sich dieses Konzept aber nicht«, erklärte UBA-Präsident Jochen Flasbarth. Trotzdem sei die Stromerzeugung vor Ort ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. »Städte und Gemeinden können mit dezentraler Energieerzeugung zu maßgeblichen Akteuren der Energiewende werden«, erklärte Flasbarth.

Durch Vernetzung ließen sich der Studie zufolge nicht nur Schwankungen in der Versorgung mit Erneuerbaren gut ausgleichen, sondern auch Standortvorteile nutzen: So könne Windstrom von der Küste in die Industriezentren im Westen und Süden Deutschlands transportiert werden. Außerdem solle das Umland in jedem Fall dazu herangezogen werden, Städte mit Energie zu versorgen, solange es dort einen Überschuss an Ökostrom gebe.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal