Kernfusion zu teuer

aufgefallen

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Im DDR-Jugendweihe-Buch »Weltall Erde Mensch« von 1967 versprach die Bildunterschrift unter einem (damals) futuristischen Großkraftwerk mit kugelförmigem Reaktorgebäude, dass in etwa 50 Jahren mit der gesteuerten Kernfusion eine praktisch unerschöpfliche Energiequelle verfügbar sein werde. Ähnliche Prognosen machte man damals wohl auch im Westen. Inzwischen sind die Bilder der Fusionsreaktoren nicht mehr von Kugeln dominiert, bei denen man wohl eher an für wenigstens zwei Strahlenkatastrophen verantwortliche Kernspaltungsreaktoren erinnert würde. Heute zeigen die Bilder meist voluminöse Ringröhren mit riesigen Magnetspulen. Eins ist gleich geblieben: der Zeitrahmen. In 50 Jahren soll es soweit sein.

In Südfrankreich entsteht derzeit in internationaler Zusammenarbeit der Versuchsreaktor ITER, Ursprünglich waren Baukosten von 5,5 Milliarden Euro veranschlagt. Aktuelle Schätzungen liegen bereits jenseits von 13 Milliarden. 45 Prozent davon muss laut Vertrag die EU beisteuern. Der EU-Budgetentwurf sieht bis 2020 einen Betrag von 2,7 Milliarden Euro vor. In Zeiten knapper Kassen kein Pappenstiel. Für die deutschen Grünen ein zusätzlicher Grund, den Ausstieg der EU aus dem ITER-Programm zu verlangen. Der Hauptgrund allerdings ist, dass es sich um ein Forschungsprojekt im Kernenergiebereich handelt. Für die grüne Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl wäre nach dem deutschen Atomausstieg folgerichtig, alle Gelder für die Erforschung von Kernfusion, Transmutation und Reaktoren der IV. Generation umzuwidmen für die Erforschung von Techniken der Erneuerbaren Energien.

Dieser forschungspolitische Rundumschlag könnte aber nach hinten losgehen. Denn immer klarer wird, dass es ein wirklich sicheres Endlager für stark radioaktiven Müll nicht geben wird. Bleibt also noch reichlich (Atom-) Forschungsbedarf. Es wäre voreilig, ohne weiteres Wissen die Transmutation auszuschließen.

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