»Steinbrück hat mehr Unterlippe«
Aber was nützt ihm das? Klaus Stuttmann über Karikaturen und Wahlkampf
Berlin (nd). Er selbst, so verrät es der Karikaturist Klaus Stuttmann im nd-Gespräch, wolle lieber keine Politiker persönlich kennenlernen: Diese würden ihm sonst »vielleicht zu sympathisch«. Was den 1949 geborenen Zeichner aus beruflichen Gründen besorgt - Stuttmann fürchtet, die Vertreter der diversen Parteien dann »nicht mehr angreifen« zu können -, das mag dem Publikum des auf die Zielgeraden einbiegenden Bundestagswahlkampfes erstaunlich vorkommen. Ist es für die Wähler doch oft gerade umgekehrt und es fällt ihnen eher schwer, einen der Politiker überhaupt einigermaßen sympathisch zu finden.
Umso größer sind die Anstrengungen, die unternommen werden. Im Berliner Bezirk Pankow zum Beispiel, den seit der Wende SPD und PDS, später die Linkspartei unter sich ausmachen, strebt der junge CDU-Kandidat Lars Zimmermann nach einem schier aussichtslos erscheinenden Direktmandat - seit Wochen von Ortstermin zu Ortstermin eilend. Oder im niedersächsischen Nienburg, wo die Linkspartei versucht, gegen den populären SPD-Platzhirsch Sebastian Edathy Land zu gewinnen. Während es im Berliner Bezirk Lichtenberg wiederum die Linkspartei-Abgeordnete Gesine Lötzsch ist, deren Vormacht die anderen Parteien zu durchbrechen versuchen.
Ginge es nach den Umfragen, wird der Sozialdemokrat Peer Steinbrück mit seinem Anlauf scheitern, Angela Merkel aus dem Kanzleramt zu drängen. Daran wird im Grunde wohl auch die Bayern-Wahl vom vergangenen Sonntag nichts mehr ändern. Aus der Perspektive des Karikaturisten Stuttmann ist der Unterschied zwischen der CDU-Spitzenkandidatin und dem SPD-Mann ohnehin nicht besonders groß: Beide seien sich ähnlich, »beide haben die nach unten hängenden Mundwinkel. Steinbrück hat aber ein bisschen mehr Unterlippe«, sagt Stuttmann. »Merkel hat gar keine.« Aber darum geht es am kommenden Sonntag ja nicht.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.